© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/07 13. Juli 2007

Frisch gepresst

Gentechnik. Verheißungsvoll wirbt die Lebensmittelindustrie mit den unbegrenzten Möglichkeiten, die gentechnisch veränderte Pflanzen in der Zukunft ausschöpfen könnten. Pflanzenkrankheiten könnten im Ansatz eliminiert werden, was Pestizideinsatz überflüssig machen könnte, und viel leichter als über Züchtungen könnte am Geschmack im Sinne des Verbrauchers geschraubt werden - die Holland-Tomate als vierter Aggregatzustand von Wasser wäre endlich Vergangenheit. Der Kölner Journalist Max Annas und sein Mitautor Gregor Bornes, Chemiker und längjähriges Vorstandsmitglied im "Gen-ethischen Netzwerk", weisen auf das Verhängnis hin, das diese Technologie als nicht beherrschbaren Kollateralschaden mit sich bringt. Sie verweisen auf den bisherigen Stand der Genmanipulationen bei Pflanzen und auf die immer größeren Schwierigkeiten, völlig von Genmanipulationen unberührte Lebensmittel zu erwerben, da zum Beispiel Genfutter über die tierische Nutzungskette schon in großem Umfang in den Lebensmittelsektor Einzug gehalten hat. Welche Büchse der Pandora bereits geöffnet wurde, beweist das dargebotene Beispiel des 2006 im weltweiten Handel aufgetauchten genveränderten Reises, an dem allerdings seit fünf Jahren gar nicht mehr geforscht wurde - der sich also außerhalb jeder biologischen Kontrolle auszubreiten wußte (Das GenBuch Lebensmittel. Orange Press, Freiburg im Breisgau 2007, broschiert, 190 Seiten, 12 Euro).

 

Trinkkultur. Frank Kelly Richs 2005 in Amerika erschienene Ode an den Suff wurde schnell zum Verkaufsschlager und dort in allen großen Blättern rühmend besprochen. Dabei ist seine Einführung in "Die feine Art des Saufens" (Ein Handbuch für den modernen Trinker. Tropen Verlag, Köln 2007, broschiert, 198 Seiten, Abbildungen, 14,80 Euro) nur ein bunter Flik­kenteppich an Weisheiten ("besoffen zu sein, heißt, sich eloquent zu fühlen, ohne es aussprechen zu können"), amüsanten aber meist sinnfreien Tips für den Kneipentresen oder die Party und der Verherrlichung des "positiven Trinkens". Den Konsum der gesellschaftlich anerkanntesten Droge deklariert Rich, dessen Protagonisten natürlich Säufernaturen wie Charles Bukowski oder Ernest Hemingway sind, als höchste kulturelle Lebensform, wobei er gleich Rezepte für das Leben mit Abstinenzlern parat hält, die mit Warnungen vor den Abgründen des Alkoholismus das trunkene Weltbild irritierten.


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