© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/07 13. Juli 2007

LOCKERUNGSÜBUNGEN
Signal
Karl Heinzen

Ende April hat Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul das "Afghanistan Development Forum" in Kabul besucht. Über ihre Reiseeindrücke berichtete sie kurz vor der parlamentarischen Sommerpause noch schnell dem Bundestagsausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. In ihrer Darstellung bestätigte die dienstälteste Ministerin des Kabinetts schon zuvor kursierende Gerüchte, daß ihre Stippvisite am Hindukusch vor allem ein Signal gesetzt hat. Deutschland steht, das ist es nämlich, was zum Ausdruck gebracht wurde, zu seiner Verantwortung. Die Afghaninnen und Afghanen können demnach wohl aufatmen: Die Bundesrepublik engagiert sich nicht nur aus dem egoistischen Motiv, die eigene Freiheit am Hindukusch zu verteidigen, sondern auch und vor allem, um den betroffenen Menschen vor Ort eine glaubwürdige Perspektive zu geben.

Was ist zu tun, damit alles endlich besser wird? Heidemarie Wieczorek-Zeul ist um eine Antwort nicht verlegen. Zunächst einmal gilt es ihrer Auffassung nach, die regionale Lage Afghanistans stärker zu berücksichtigen. Damit ist offenbar nicht nur gemeint, daß es in diesem Land, je nach Temperatur, manchmal ganz schön heiß und manchmal auch ganz schön kalt sein kann. Nein, man muß vor allem akzeptieren, daß Afghanistan ziemlich weit von Deutschland entfernt ist und somit also in einer ganz anderen Weltregion liegt. Auch die Nachbarn sind daher andere als jene, die wir als die unsrigen gewohnt sind. Allerdings gilt natürlich auch in Afghanistan: Man sollte mit seinen Nachbarn gut auskommen, damit man in deren Kreis eingebunden wird.

Sehr sehr wichtig ist darüber hinaus die Rechtsstaatlichkeit. Diese leidet ganz schön unter der Korruption, gegen die Deutschland nun jedoch einen Plan in die Diskussion eingebracht hat. Ein richtiges Ärgernis ist dabei auch der Drogenanbau. Er kann nur bekämpft werden, wenn den Bauern eine Alternative geboten wird. Gegen die Drahtzieher aber muß auch Härte gezeigt werden, durch Prozesse zum Beispiel, die allen Landwirten klarmachen, daß sie sich ihre Zukunft durch Drogen verbauen.

Am wichtigsten aber ist, wie sollte es in Afghanistan anders sein als bei uns, die Bildung. Je besser sie ist, desto weniger Chancen hat radikales Gedankengut. Deutschland hat hierfür schon tief in die Tasche gegriffen. Weit mehr als 50 Cent pro Kopf der Bevölkerung wurden allein von unserem Land auf diesem Gebiet investiert. Die jüngste Zunahme terroristischer Aktivitäten dürfte somit nicht mehr als ein Strohfeuer sein.


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