© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/07 06. Juli 2007

Verraten:
Sechs Freunde und ein Spion
Christoph Martinkat

Die Furcht eines Staates vor seinen Kritikern ist nicht neu. Doch nur selten nahm diese derart perfide Züge an wie in der DDR. Dabei hatte das Gros der kritischen DDR-Intelligenz keineswegs den Sturz des Systems im Sinn. Im Gegenteil: Man suchte den Dialog mit den Machthabern. Kämpfte - in der Sprache der Aufklärung - "für einen Sozialismus mit menschlichem Antlitz". Machte dabei die Rechnung jedoch ohne den Wirt: Kritiker wurden vom Regime zu Staatsfeinden erklärt. Wurden beschattet, verhört, verhaftet. Saßen etwa mehr als zwei kritische Köpfe an einem Tisch, so konnte man sicher sein, daß sich darunter ein Stasi-Zuträger befand.

Berufsverbote und permanente Überwachung

Einen solchen Fall rekonstruiert der Film "Verraten. Sechs Freunde und ein Spion" (Mi., 11. Juli,  23.30 Uhr, ARD). Er erzählt die Geschichte einer Gruppe von oppositionellen Studenten, deren Familien selbst zur DDR-Machtelite gehörten. Die Gruppe sprach sich für weitgehende Reformen aus, in Wirtschaft und Gesellschaft, jenseits der Staatsdoktrin. Was für die Beteiligten daraufhin folgte, waren Parteiausschlüsse, Berufsverbote und permanente Überwachung. Erst nach der Wende 1989/90 erfuhr man, warum jeglicher Konspirationsversuch frühzeitig scheitern mußte: In der Gruppe gab es einen Spion. "Verraten" dokumentiert die Geschichte der sieben Protagonisten und gibt ihnen - fast zwei Jahrzehnte nach dem Ende der DDR - eine Stimme. Dabei wird deutlich, daß der Akt des Verrats nicht nur eine gemeinsame Idee zerstörte, sondern auch den Glauben an die Integrität menschlicher Bindungen.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen