© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/07 06. Juli 2007

Frisch gepresst

Bundestagspräsident. Während das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik beim artigen Defilee zum Abschied der Medienfigur Sabine Christiansen mit dem Vorschlag einer Direktwahl des Bundespräsidenten durch das Volk an den grundgesetzlichen Vorgaben zu schrauben gedenkt und damit den öffentlichen Fokus auf sein Amt gelenkt hat, ist das zweithöchste Staatsamt kaum im öffentlichen Bewußtsein verankert. Michael Feldkamp, Historiker bei der Verwaltung des Deutschen Bundestags, hat sein "Standardwerk" nun aktualisiert und um die Biographien des seit 2005 amtierenden Norbert Lammert und seine Stellvertreter Wolfgang Thierse (SPD), Gerda Hasselfeldt (CDU), Susanne Kastner (SPD), Hermann Otto Solms (FDP), Petra Pau (Die Linke) und Katrin Göring-Eckart (Grüne) erweitert. Neben nützlichen allgemeinen Informationen und kurzen "Worten" aller bisherigen Amtsträger seit 1949 trüben die Personenporträts der aktuellen Präsidenten und Vizepräsidenten den Eindruck. Immerhin veranschaulichen insbesondere die Auslassungen von Henning Krumrey (Focus) über Lammert, Brigitte Fehrle (Frankfurter Rundschau) über Pau oder Mariam Lau (Die Welt) über Göring-Eckart, daß wir das Zeitalter der Hofberichterstattung noch lange nicht überwunden haben (Der Bundestagspräsident. Amt, Funktion, Personen. Olzog Verlag, München 2007, broschiert, 286 Seiten, 19,90 Euro).

 

Invasion 1944. Büchern, die bereits im Titel verheißen, den Zweiten Weltkrieg nachträglich gewinnen zu wollen, begegnet man mit Mißtrauen. So auch Friedrich Georgs "Verrat in der Normandie" (Eisenhowers deutsche Helfer. Grabert Verlag, Tübingen 2007, gebunden, 381 Seiten, Abbildungen, 19,80 Euro). Und tatsächlich verstärkt sich die Abneigung angesichts von Druckfehlern, falschen Angaben und unzutreffenden Bildunterschriften. Nicht weniger Argwohn erwecken die Behauptungen zum Stand der deutschen Hochtechnologie-Rüstung, gar zu einem Atombombentest vor Rügen. Aber läßt man dies als handwerkliche Schnitzer und sensationalistisches Beiwerk einmal beiseite, bietet das Werk des vermutlich pseudonymen "Georg" mit seiner Hauptthese, der alliierte Landungserfolg in der Normandie sei nur möglich gewesen dank der eng mit den Attentätern des 20. Juli 1944 verbandelten Wehrmacht- und der Heeresführung im Westen, allen voran Rommels Stabchef Hans Speidel, eine fruchtbare Anregung für weitere zeithistorische Forschung.


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