© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/07 06. Juli 2007

CD: Metal
Zwei Seelen
Felix Krautkrämer

Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust". Wäre dieser berühmte Ausspruch Fausts nicht bereits im zitierhaften Gebrauch so inflationär verwendet worden, er wäre wie geschaffen für die Beschreibung der finnischen Death-Metal-Band Kill The Romance. Die Quintett verbindet auf seinem neuesten Album "Take Another Life" teilweise stark trash-lastigen Metal mit durchaus ruhig-melodischen und eingängigen Refrains. In Finnland ist die Band längst kein Geheimtip mehr. Bereits 2006 wurde ihre zweite Demoscheibe "Cyanide" vom finnischen Musikmagazin Soundi zum Album des Monats gekürt.

Insgesamt zeigt sich bereits seit Jahren: Was die Schweden für den Pop, sind die Finnen für den Metal (JF 10/07). Insofern scheint es nie verkehrt, jungen finnischen Metal-Bands eine Chance zu geben. Das dachte sich wohl auch die spanische Plattenfirma Locomotive Records, als sie Kill The Romance unter Vertrag nahm und mit ihnen die nun vorliegende CD produzierte. Herausgekommen ist dabei zwar keine Superlative, jedoch ein durchaus gelungenes Death-Metal-Album.

Eine weitere Neuerscheinung kommt ebenfalls aus nordischen Landen: "The Black Circus Part 2 - Disclosure" (Locomotive Records) von der dänischen Progressive-Metal-Band Manticora. Erst ein Jahr zuvor hatte die 1996 gegründete Gruppe das Vorgängeralbum "The Black Circus Part I - Letters" auf den Markt gebracht und sich spätestens damit in der Power-Metal-Szene einen Namen erspielt. Textlich handelt das Album von einem Wanderzirkus, der im 19. Jahrhundert Neuengland durchzieht. Musikalisch bleibt die Band im Power-Metal-Genre. Vor allem die klare Stimme von Sänger Lars Larsen sowie das bisweilen äußerst melodiöse Gitarrenspiel von Kristian Larsen prägen "The Black Circus Part 2" und machen es damit zu einem angenehm kurzweiligen Konzeptalbum. Allein die epischen, vor allem mit Keyboard gestalteten Momente erinnern ein wenig an einen billig produzierten Fantasyfilm.

Ihr Debütalbum hat die US-amerikanische Band The Cursed mit "Room Full of Sinners" (Locomotive Records) abgeliefert. Bei The Cursed handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Sängers der legendären Trash-Metal-Band Overkill, Bobby "Blitz" Ellsworth, und des Gitarristen der Gruppe Hades, welche ebenfalls für erstklassigen Trash-Metal bekannt war. Musikalisch können The Cursed allerdings nicht an ihre Vorgängerprojekte heranreichen. Laut Plattenfirma erinnern einzelne Stücke an Motörhead (JF 36/06) und Black Sabbath, allerdings scheint dieser Vergleich etwas zu hoch gegriffen. Zudem erinnern die stark im Vordergrund stehenden, abgedämpften Gitarrenriffs auch eher an Crossover à la Rage against the Machine.

Im Zusammenhang mit Motörhead steht auch eine weitere Neuerscheinung bei einem anderen Plattenlabel: Das weibliche Hardrock-Trio Meldrum veröffentlichte bei Frontiers Records sein zweites eigenes Album "Blowin'up the machine". Motörhead-Frontmann Lemmy Kilmister versah die drei jungen Frauen mit ordentlich viel Vorschußlorbeeren: "Girls can't play rock'n'roll? Listen to Meldrum and bite your tongue!" Lemmys Unterstützung beschränkt sich allerdings nicht nur auf solche öffentlichkeitswirksamen Empfehlungen, sondern zeigt sich musikalisch auch in einem Gastauftritt bei dem Lied "Miss Me When I'm Gone".

Obwohl "Blowin' up the machine" von Toby Wright, der schon Bands wie Alice In Chains und Korn produzierte, abgemischt wurde, können Meldrum hier nicht hundertprozentig überzeugen. Dafür klingen einige Titel einfach zu amateurhaft. Lediglich das Stück "Scare", das stimmlich stark an Skunk Anansie erinnert, sowie "Another Kind" und die Ballade "Get Me Outta Here" verdienen mittlere Anerkennung.


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