© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/07 06. Juli 2007

Mika platzt der Kragen
Nase voll: Eine US-Fernsehjournalistin weigert sich vor laufender Kamera, Meldungen über Paris Hilton vorzulesen
Andreas Wild

Mika Brzezinski, den Namen wird man sich merken müssen. Frau Brzezinski hat möglicherweise Mediengeschichte gemacht. Sie ist  Nachrichtensprecherin beim US-Fernsehsender MSNBC, und als sie letzten Samstag im Frühstücksfernsehen zum x-ten Mal ein Nullereignis um "die Hotelerbin" Paris Hilton (26) als Spitzenmeldung verkaufen sollte, riß ihr der Geduldsfaden. Erst wollte sie den Text verbrennen, dann zerriß sie ihn wütend.

Und nicht genug damit: Als man Frau Brzezinski aus dem Off gleich eine weitere Meldung über Paris Hilton reichte, steckte sie das Papier vor den Augen der Zuschauer einfach in die Reißwolf und ließ einen deftigen Kommentar folgen, des Inhalts, daß sie nicht daran denke, einen solchen Mist in einer Nachrichtensendung vorzutragen, besonders nicht als Spitzenmeldung. Das Video davon auf www.youtube.com ist inzwischen schon Kult geworden, doch die Sendergewaltigen waren entsetzt. Mindestens taten sie so, als ob.

Wo käme die Medienwelt denn auch hin, wenn die Nachrichtensprecher darüber entscheiden dürften, was gesendet wird und was nicht. Ganz abgesehen davon, daß man sich vor eingeschalteten Kameras anständig benehmen soll, also nicht schimpfen und keine Nachrichtenzettel zerreißen. Mika hat sich danebenbenommen, das ist das eine.

Das andere: Mika hat Millionen von vernünftigen Medienteilnehmern entzückt und ihnen aus dem Herzen gesprochen. Der wochenlange Rummel um Paris Hiltons Knastaufenthalt war ja zweifellos der bisherige Höhepunkt des je von Journalisten zu verantwortenden Schwachsinns. Es gab ein Dauergebrüll, als sollte die Welt untergehen, Knoten schürzten sich und lösten sich wieder auf, die beteiligten Reporter konnten vor Aufregung kaum noch Luft holen - und in Wahrheit ging es buchstäblich um nichts, es passierte nichts, es interessierte nichts, Paris Hilton war nicht einmal schön. Mika Brzezinskis Auftritt  - ob nun inszeniert oder nicht - war die reine Erlösung. Sie verdient einen Orden und einen ordentlichen neuen Job. 

Merke: "Manchmal kann sogar ein Furz die Luft im Zimmer reinigen" (Martin Luther zugeschrieben).


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