© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/07 06. Juli 2007

Rückkehr in die zweite Heimat
Vertriebene: Deutschlandtreffen der Schlesier in Hannover / Pawelka erinnert an Vertreibung / CDU-Minister droht mit Verfassungsschutz
Peter Möller

Für die vertriebenen Schlesier bedeutete das Deutschlandtreffen am vergangenen Wochenende eine kleine Heimkehr. Erstmals seit fast zwei Jahrzehnten kam die Landsmannschaft wieder im vertrauten Hannover zusammen. 

Nach der Regierungsübernahme der rot-grünen Koalition unter Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) war 1990 die jahrzehntelange Patenschaft des Bundeslandes mit den Schlesiern von der Landesregierung aus ideologischen Gründen abgebrochen worden. Erneut vertrieben, tagte die unter "Revanchismus"-Verdacht gestellte Landsmannschaft seitdem in Nürnberg.

Doch ganz ohne Mißtöne verlief die Rückkehr in die zweite Heimat nicht. Für Streit sorgten die Klagen der Preußischen Treuhand um den Vorsitzenden der Landsmannschaft, Rudi Pawelka. Die Treuhand hatte im vergangenen Jahr für 22 zwischen 1944 und 1950 durch Polen vertriebene Deutsche Beschwerde vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eine Entschädigungsklage eingereicht - gegen den erklärten Willen der Bundesregierung und des Bundes der Vertriebenen (BdV) und unter maßgeblicher Führung Rudi Pawelkas.

Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung verzichtete BdV-Präsidentin Erika Steinbach auf einen Besuch des Deutschlandtreffens. Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) kritisierte in seiner Rede denn auch "jede Form von materieller Aufrechnung" und riet den Schlesiern, sich "von Rechtsextremisten" abzugrenzen. Innenminister Uwe Schünemann (CDU) hatte es für nötig gehalten, mit Blick auf die Kritik der Grünen an der Teilnahme Wulffs an dem Vertriebenentreffen darauf hinzuweisen, daß die Veranstaltung vom Verfassungsschutz beobachtet werde.

Pawelka blieb es überlassen, auf die schwierige Lage der deutschen Minderheit in Polen hinzuweisen und an die Schrecken der Vertreibung und die Verbrechen der Roten Armee zu erinnern. Er forderte zudem, die deutschen Zwangsarbeiter bei der Entschädigung mit polnischen oder sowjetischen Zwangsarbeitern gleichzustellen.


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