© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/07 29. Juni 2007

Stefan Luft
Der Warner
von Peter Freitag

Wenn innerhalb einer Woche in Berlin zwei Lehrer von Schülern "mit Migrationshintergrund" überfallen bzw. mit dem Tode bedroht werden, wenn eine Gruppe Araber einen Schwarzafrikaner ins Koma prügelt oder ein 17jähriger Türke einen 23jährigen ersticht, weil der ihn aufforderte, seinen Müll wegzuräumen (JF berichtete), könnte das Wort "Ausländerfeindlichkeit" eigentlich eine Renaissance erleben. Freilich nicht in dem Sinne, wie es noch vor einem Jahrzehnt politisch korrekte Bundesrepublikaner stets im Munde und - mit der Ergänzung "Wir sagen Nein!" - bekennerisch auf dem Autoheck geführt haben; denn heute geht es ja mehr um die Feindlichkeit, die von einem Teil der hier lebenden Ausländern ausgeht.

Einer, der solche Symptome dieser langfristig falsch gelaufenen Einwanderungspolitik öffentlich am deutlichsten benennt und wissenschaftlich belegt, ist der Publizist Stefan Luft ( www.stefanluft.de ). "Ausländerpolitik in Deutschland. Mechanismen, Manipulation, Mißbrauch" war 2002 sein erster aufsehenerregender Titel (JF 34/02), vor kurzem erschien nun "Abschied von Multikulti. Wege aus der Integrationskrise" (JF 3/07).

Luft, "ein kleiner runder Mann mit Goldrandbrille" (Der Spiegel), ist diesem Äußeren zum Trotz ein Hecht im Karpfenteich der bundesdeutschen "Integrationsforscher". Der gebürtige Franke, der Geschichte und Politik studierte, beackerte sein Themenfeld nicht nur theoretisch: Von 1995 bis 1999 war er Referent des Bremer Innensenators, was ihm einen unverstellten Einblick in den Ist-Zustand der "Integrationspolitik" einer an entsprechenden Problemen nicht gerade armen Großstadt verschaffte.

Die Kernthese des 46jährigen lautet: Eine zu große Anzahl zu ungebildeter und zu fremder Menschen ließ man zu lange nach Deutschland einwandern. Die Folge: "Je mehr sich eine Zuwanderergruppe von der Aufnahmegesellschaft unterscheidet und je weniger ihre Angehörigen über berufliche Qualifikationen verfügen, die in der Aufnahmegesellschaft nachgefragt werden, desto leichter bilden sich ethnische Kolonien mit ihren eigenen Institutionen" - die häufig beschworene "Parallelgesellschaft" mit ihren eigenen Regeln und Ordnungen. Luft, der 2004 mit einem Lehrauftrag an der Universität Bremen wieder in die Wissenschaft wechselte, weist vor allem nach, daß all diese Erscheinungen verfehlter Integration schon seit über dreißig Jahren bekannt sind, jedoch um des politischen (Schein-)Friedens fast genauso lange öffentlich geleugnet wurden.

Zu den vertuschten Fakten gehört auch die bei muslimischen und insbesondere türkischen Einwandererkindern feststellbare erhöhte Neigung zur Gewalt, die - wie Luft mit Studien belegen kann - weit weniger mit wirtschaftlichen als mehr mit kulturellen Ursachen zusammenhängt. In den meisten Großstädten sind ganze Quartiere zunehmend abgekoppelt: viele Zuwanderer, wenig Arbeit, viele Kinder, wenig Geld, viel Kriminalität, wenig Bildung. Das sind für Luft die Herausforderungen der Zukunft.


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