© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/07 22. Juni 2007

Blick in die Medien
Bye-bye, Blair
Ronald Gläser

Ein Regierungschef übergibt das Amt an seinen Nachfolger von der Konkurrenzpartei und gibt ihm einige Ratschläge für dessen Amtsführung: "Hier sind drei Briefe. Öffne sie, wenn Du in Schwierigkeiten steckst." Gesagt, getan. Der Nachfolger steht bald mit dem Rücken zur Wand und öffnet den ersten Brief. "Schieb die Schuld der Vorgängerregierung in die Schuhe", steht dort. Er hält sich daran und übersteht die Krise. Bald darauf muß er den zweiten Brief öffnen. "Sag, die Medien seien schuld", heißt es diesmal. Wieder hält sich der Mann an den Rat und kommt noch einmal davon. Der dritte Brief schließlich enthält die finale Botschaft: "Es ist Zeit, vom Amt zurückzutreten. Schreib drei Briefe an deinen Nachfolger." Diese Anekdote verrät alles über das Verhältnis von Politikern und Medien. Kurz vor ihrem Rücktritt machen sie Journalisten für ihr Scheitern verantwortlich. Denken wir nur an Schröder. Nun die große Stunde des Tony Blair: Ausgerechnet er, der nur mit Hilfe von Sun & Co. ins Amt gekommen ist, beschimpfte die Medien als "Bestie, die im Rudel jagt". Nun tritt er ab. Hat er vorher den Brief geöffnet, in dem stand: "Your time is up?"


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