© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/07 22. Juni 2007

Unter Ausschluß der Öffentlichkeit
17. Juni: Am Sonntag wurde der Gefallenen des Volksaufstandes vor 54 Jahren gedacht / Berlin fehlt ein zentraler Ort des Gedenkens
Moritz Schwarz

Wie üblich quasi unter Ausschluß der Öffentlichkeit fanden am Sonntag in Berlin die Feierlichkeiten zum Gedenken an den Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 statt. Ein Grund dafür ist, daß auch drei Jahre nach der großen Erinnerungswelle zum fünfzigsten Jahrestag kein zentrales und repräsentatives Mahnmal in der Mitte der Bundeshauptstadt an diesen deutschen Tag erinnert.

Wie immer spaltet sich also das Gedenken vielfach: Während die Opferverbände Vereinigung 17. Juni 1953, Arbeitskreis 17. Juni 1953 und Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) an ihren jeweiligen Gedenkstätten in Zehlendorf, Charlottenburg und Berlin-Mitte Kränze niederlegten, erwiesen Abordnungen der Berliner CDU und SPD - getrennt und nacheinander - an historischem Ort nahe dem Potsdamer Platz dem damaligen Kampf um die Freiheit die Ehre. Der Bund und das Land Berlin wiederum luden zur traditionellen Feierstunde auf dem West-Berliner Friedhof Seestraße, wo nach der Niederschlagung das Ehrengräberfeld für die Gefallenen dieses Aufstands für Deutschland samt Gedenkplastik angelegt wurde.

Natürlich verirrt sich kaum ein Bürger an die unkenntlichen oder abgelegenen und meist durch Bepflanzung abgeschirmten Gedenkstätten. So mußten Politiker und Funktionäre der Opferverbände - bis auf ein kleines Häuflein Bürger auf dem Friedhof Seestraße - unter sich bleiben. Dort sprachen in diesem Jahr Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und Arbeitsminister Franz Müntefering (beide SPD) als Vertreter der Bundesregierung.

Letzte Ehre für den Veteranen Günter Mentzel

Im Anschluß der Feierlichkeiten wurde auf dem Friedhof die Urne des am 12. Mai im Alter von siebzig Jahren verstorbenen "17er" Günter Mentzel auf dem Ehrenfeld beigesetzt. Mentzel (Porträt in JF 24/04) war einer der Streikführer der Arbeiter auf der Ost-Berliner Stalinallee, wo der Aufstand, der tags darauf die ganze DDR erfaßte, bereits am 16. Juni seinen Anfang genommen hatte.

Die Trauerreden auf Mentzel hielten der Vorsitzende des Veteranenbundes Vereinigung 17. Juni 1953, Carl-Wolfgang Holzapfel, sowie Berlins CDU-Generalsekretär Frank Henkel, und auch Fraktionschef Friedbert Pflüger ließ es sich nicht nehmen, Mentzel die letzte Ehre zu erweisen.

Foto: Ehrenbegräbnis für Günter Mentzel: Beisetzung im Anschluß an die Feierstunde


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