© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/07 15. Juni 2007

Leserbriefe

Zu: "Der Staat als Totengräber" von Dieter Stein, JF 23/07

Der Frust wächst

Der Darstellung zur "Familienpolitik" in unserem Lande, wie sie Dieter Stein formulierte, kann ich nur voll zustimmen. In einem "Brandbrief" an den Bürgermeister unserer Gemeinde am Stadtrand von Hamburg hatten sich einige Mütter beschwert. Den privaten Kinderhorten wurde die Fähigkeit abgesprochen, ihre Kinder professionell zu betreuen und bei der zukünftigen Ganztagsbetreuung in ebendiesen Horten sogar die Hausaufgabenbegleitung von Schülern in Frage gestellt!

Ich frage mich, wo eigentlich die Verantwortung der Erziehungsberechtigten bleibt. Man sollte meinen, daß für die Befähigung zum Verständnis anderen Menschen gegenüber immer noch die Eltern eines Kindes zuständig sind. Erstaunlich sind die Erwartungshaltungen in Teilen unserer Gesellschaft. Da Geld anscheinend keine Rolle mehr spielt, sind fast alle Gemeinden in der Schuldenfalle gelandet. Der Griff in leere Kassen kann nur durch eine noch höhere Verschuldung ausgeglichen werden. So wird der Spielraum für eine bessere Zukunft mit Sicherheit immer kleiner. Und so wächst auch der Frust!

Joachim Kretschmer, Barsbüttel

 

 

Zu: "Absehbar ergebnislos" von Michael Wiesberg, JF 23/07

"Verteidigungsbeamter"

Der Beitrag über die Sicherheitsorgie mit Polizeikräften in Divisionsstärke trifft den Nagel auf den Kopf. Worüber ich aber gestolpert bin, ist der Begriff "Bundeswehrmitglied". Während meiner 34jährigen Offiziersdienstzeit in dieser Armee habe ich mich eigentlich nie als "Mitglied" der Bundeswehr gefühlt, sondern schlicht und klar als "Soldat". In den sechziger Jahren gab es einmal eine Diskussion, ob man denn nicht besser zur Schonung sensibler Gemüter "Verteidigungsbeamter" statt Soldat heißen solle. Damals gab es für diese Schnapsidee nur Gelächter, wie der gleiche Vorschlag heute ankommen würde, wage ich nicht zu beantworten.

Hans Daxer, Marquartstein

Auf dem linken Auge blind

Was gestern nachmittag in unserer Stadt zu besichtigen war, stellte im Wortsinne eine Demonstration der gesellschaftlichen Verhältnisse in unserem Land dar. Die Demokratie, die Mitteldeutschland 67 Jahre verwehrt war, gestattet den Protest, ja sie lebt vom Protest gegen politische Entwicklungen. Daß unsere heutige Demokratie nicht wie im politischen Konsens immer vermutet auf dem rechten, sondern dem linken Auge blind ist, hat sie mal wieder unbestreitbar vorgeführt.

Eine Großdemonstration, aus deren Mitte heraus 2.000 potentielle Gewalt- und somit Straftäter den Staat in seiner uniformierten Verkörperung (Polizisten) angreifen und bürgerkriegsähnliche Zustände entfesseln, bildet auch unsere Gesellschaft ab. Wo war er gestern, der "Aufstand der Anständigen"?

Dirk Bindzau, Rostock

 

 

Zu: "Stoppt das Berufsverbot", Interview mit Hans Merkel, JF 23/07

Thema

Eigentlich müßte es hier einen Aufschrei aller Patrioten geben. Aber wo bleibt er? Außer wie hier, in der JF, wird es wohl kein Echo geben. Oder doch? Wenn wir nur alle zusammenstehen, über Parteigrenzen hinweg, dann wird man uns hören. Leise, wohl noch sehr leise, aber dennoch immer lauter. Und eines Tages wird man uns nicht mehr überhören können. Über Parteigrenzen hinweg mache ich den Anfang und solidarisiere mich mit Sascha Jung.

Johannes Schwefel, Mannheim

 

Es wird nicht viel nützen

Zum Ende des Interviews glaubte ich, meinen Augen nicht zu trauen: Beckstein sei für Merkel einer der wichtigsten Politiker in Deutschland; der am meisten problembewußte und auch couragierteste aller deutschen Innenminister!

Ein Mann wie Beckstein, der wie kaum ein anderer nach jedem beißt, der sich demokratisch rechts der CDU/CSU positioniert, der sich bei Diskussionen mit linken und linksradikalen Gegnern problemlos an die Wand reden läßt, soll einer der wichtigsten deutschen Politiker sein?

Trotzdem werde ich den von Merkel initiierten Appell unterschreiben. Obschon das nicht viel nützen wird. Denn meiner Meinung nach befinden wir uns schon weiter auf den Weg in eine neue linke Diktatur, wie es sich selbst eingefleischte PDS/SED-Kader so schnell nicht haben träumen lassen.

Michael Borgelt, Osnabrück

 

 

Zu: "Rätselhafter Gipfelstürmer" von Paul Rosen, JF 23/07

Zahl der Mutigen geschrumpft

Warum hier ein Vergleich mit der DDR oder Demagogenverfolgungen allenfalls nur auf den ersten Blick greift, bleibt unklar. Methoden des Staates und Folgen für die Betroffenen bleiben ähnlich: Vernichtung der beruflichen Existenz und Ächtung innerhalb des bisherigen sozialen Umfelds und als Folge Ausgrenzung des mißliebigen Individuums. Daß es sich bei dem Initiator des Angriffs auf Herrn Jung um einen CSU-Minister handelt, ist allenfalls als eine tragische Schmierenkomödie anzusehen.

Herr Beckstein hat anscheinend noch nicht begriffen, daß nach einer Beseitigung aller "rechts" von ihm stehenden Personen er sich nun selbst in dieser Position findet und zur Zielscheibe derjenigen wird, die links von ihm stehen und nach eigener Meinung die personifizierten "Gutmenschen" sind.

Insofern wird das zwar kein Trost, im nachhinein aber eine Genugtuung für all die werden, die dann das Schicksal dieser Peiniger mit ansehen dürfen. Für unseren Staat und die wirklich wehrhafte Demokratie wird es dann aber zu spät sein. Der einzige Trost für die, denen der Staat eine nationale Herzenssache ist, ist, daß auch die dann verbleibende Demokratur nicht von Dauer sein wird. Denn irgendeiner steht immer rechts von demjenigen, der links steht. Es lohnt sich angesichts des 175. Jahrestags des Hambacher Festes die Quellen sorgfältig zu studieren: Parallelen sind auffällig, Repressionen ähnlich, Schicksale gleich - nur die Zahl der Mutigen scheint heutzutage geschrumpft zu sein.

Helmut Blauth, Steinwenden

 

 

Zu: "Herausforderung Konservatismus" von Niklaus Pfluger, JF 23/07

Nicht eher revolutionär?

In seiner Replik auf meinen Forum-Beitrag (JF 19/07) stellt Pater Pfluger fest, mein Konservatismus entbehre der geistigen Grundlagen und erschöpfe sich im Habituellen, da ich kein Christ sei.

Dazu nur soviel: Erstens ist Konservatismus eine geistige Haltung, die nicht an eine bestimmte Religion gebunden ist. Einer der bedeutendsten konservativen Denker war Konfuzius (circa 550 vor Christus), der lehrte, nur durch richtiges Verhalten - bestimmt durch Menschenliebe, Gerechtigkeit und Ehrerbietung - könne der einzelne die Harmonie mit der ewigen Weltordnung erreichen.

Zweitens sind Ehe und Familie keine christlichen "Erfindungen", sondern Lebensformen, die bereits in den ältesten Hochkulturen existierten. Drittens habe ich keineswegs dafür plädiert, Ehe und Familie als "überholt" aufzugeben, sondern lediglich dafür, jungen Paaren die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen, sofern sie es wünschen.

Viertens: Ob das Christentum, das darauf hofft, daß diese angeblich "noch nicht erlöste" Welt eines Tages durch das "Reich Gottes" überwunden wird, überhaupt konservativ sein kann und nicht vielmehr revolutionär ist, mögen die Christen mit sich selber ausmachen.

Peter Kuntze, Kappeln

Licht wieder neu erstrahlen

Die katholische Kirche kann nur dann als Fundament für einen neuen Konservatismus gelten, wenn sie sich wieder völlig ihrem Auftrag, nämlich das Licht und das Salz der Welt zu sein (Matthäus 5,13) bewußt wird. In vielen Bereichen (zum Beispiel Dialog anstelle von Mission und Evangelisation) ist das nicht mehr der Fall, und auf sie treffen eher die Worte Christi zu, daß sie, das Salz, kraftlos geworden und so zu nichts mehr zu gebrauchen ist.

Ihr fehlt die Kraft, dem Zeitgeschehen voranzuschreiten und den Weg zu erleuchten, da sie statt dessen zuviel Energie aufwendet, sich dem Zeitgeist anzunähern, Zugeständnisse zu machen und so ihre eigentliche Bestimmung zu verfehlen. Wenn sie sich von alledem lösen könnte, dann würde sie als Licht wieder neu erstrahlen und der Konservatismus würde seinen Triumphzug starten.

Jan Weremchuk, Flörsheim-Dalsheim

Papst als Vorbild

Von Herzen danke ich Ihnen für Ihre brillante Analyse des wahrhaften Konservatismus - ich stimme Ihnen in jeder Hinsicht zu. Eine kleine Anmerkung zur Suche nach der Wahrheit möchte ich aber doch machen: Die Wahrheit wohnt eben - Gott sei Dank - nicht nur und auch nicht in erster Linie in den Antiquariaten, sondern in der ewigen katholischen Kirche selbst als Prinzip, vertreten von unserem Papst.

Als jemand, der in der norddeutschen Diaspora als Katholik mit einer protestantisch-preußischen mütterlichen Familie aufgewachsen ist, weiß ich durchaus von der leider immer noch ziemlich engen und irrationalen Ablehnung des Papstamtes durch die protestantisch gefärbten Gesellschaften. Doch Sie selbst schreiben von einem Auslaufen der Reformation, und somit verbleibt uns allen nur die Pflicht, auf den Kern und die Wurzel des Christentums zu verweisen, um die wirklich katholische (im Sinne von allumfassend) Kirche neu zu beleben.

Und genau deshalb stimme ich Ihnen auch zu, wenn Sie das traditionell nationalstaatliche Ordnungsmuster als wenig zukunftsweisend beschreiben. Jeder Rekurs auf nationalstaatliche Ideale hat immer etwas eigentümlich Modriges an sich. Die neuen und zukunftstragenden Säulen für ein geistiges und kulturelles Überleben unserer Gesellschaft und eigentlich der ganzen Menschheit werden in den ewigen Wahrheiten Gottes und der Natur zu finden sein, wobei die katholische Kirche der logische Ausdruck dafür ist.

Ich persönlich teile mehr an Lebenshaltungen mit meiner christlichen Freundin aus dem Irak als mit einer kollektivistisch sozialisierten Atheistin aus Berlin. Wie diese Form des Konservatismus auch für Nichtkatholiken überzeugend werden kann, macht uns doch der Papst in seiner ganzen Menschlichkeit vor, oder?

Britta Bohr, Lüneburg

 

 

Zu: "Belehrungen aus Berlin unerwünscht" von Martin Schmidt, JF 23/07

Wohin die Großzügigkeit führt

Als Bulgare empfinde ich es als Frechheit, wenn Fremde unsere nationale Geschichte umschreiben und fünf Jahrhunderte türkischer Schreckensherrschaft in Bulgarien schönreden wollen. Das Massaker von Batak ist kein Mythos, sondern fürchterliche Realität. Batak relativieren zu wollen, ist eine Beleidigung unserer Toten. Darum freut es mich sehr, daß Bulgaren aller Parteien einmütig und entschieden gegen das Unternehmen einer Clique von Türkenfreunden Stellung genommen haben.

Wir wissen aus bitterer Erfahrung, wer die Türken sind und was man von ihnen zu erwarten hat. Solange es ein bulgarisches Volk gibt, wird die Türkei nicht in die EU kommen. Wir wollen mit Türken nicht an einem Tisch sitzen.

Sollen doch die "deutschen Historiker" ihre Konferenz in Berlin abhalten! Armenier, Bulgaren, Mazedonier, Zyprioten und andere Opfer der Türken werden sicher gern ihre Beiträge dazu liefern. Und einige Deutsche werden dann vielleicht begreifen, wohin ihre Großzügigkeit gegenüber dem Islam und den Türken führen wird. Diese Historiker aber möchte ich fragen, weshalb sich die Türken in Deutschland unintegriert ausbreiten und die Deutschen türkisieren dürfen.

A. Todorov Tenkov, Plovdiv, Bulgarien

 

 

Zu: "Spießrutenlaufen, der Volkssport des Sommers" von Doris Neujahr, JF 23/07

"Verdienter Denunziant"

Der Innenminister von Schleswig-Holstein, Ralf Stegner (SPD), sollte für jede Denunziation Punkte ausgeben. Für zehn Punkte bekommt man dann die Urkunde "verdienter Denunziant". Bei so einem Verhalten kann man sich nur voller Ekel abwenden. Ein alter Spruch lautet übrigens: Der größte Schuft im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant.

Karl Peters, Bad Krozingen

 

 

Zu: "Ein Faible für Märsche" von Wiebke Dethlefs, JF 23/07

Zum Schaden des Komponisten

Obwohl ich mich zunächst sehr darüber gefreut hatte, daß Ihre Zeitung auch einen Artikel zum 150. Geburtstag von Sir Edward Elgar beisteuert, dachte ich mir nach der Lektüre desselben, daß eine Nichtveröffentlichung vernünftiger gewesen wäre. Als Beispiel für die Haltlosigkeit der meisten von der Autorin genannten Vorwürfe in bezug auf Elgar beziehungsweise seine Musik sei hier der These des "Nicht-Revolutionierenden" entgegengehalten, daß Richard Strauss bereits im Jahre 1902 nach der Düsseldorfer Aufführung des "Dream of Gerontius" sein "Glas zum Wohle und auf den Erfolg des ersten englischen progressiven Komponisten, Meister Edward Elgar" erhoben hatte. Ähnlich äußerte sich auch Hans Richter, einer der besten Dirigenten seiner Zeit, der unter anderem mit der Uraufführung der "Enigma-Variationen" den Welterfolg Elgars einleitete.

Daher möchte ich an dieser Stelle der Autorin des obigen Artikels dringend anraten, zukünftig erst die Meinungen namhafter Musikerkollegen (nicht die irgendwelcher Zeitungskritiker!) zu konsultieren und eventuell auch einmal einen Blick in die eine oder andere Partitur zu werfen, bevor derart ungerechtfertigte Urteile (zum Beispiel "deutliches Nachlassen der Schöpferkraft" in Elgars Cellokonzert) zum Schaden eines großen, ohnehin selten gespielten Komponisten, noch dazu anläßlich seines Gedenktages, veröffentlicht werden.

Frank Fojtik, Georgenberg

 

 

Zu: "In freier Natur" von Georg Alois Oblinger, JF 23/07

Mein Wunsch

Der Autor macht sich Gedanken über die Art der Bestattung im Friedwald und vermißt dort die christliche Tradition. Doch streng genommen müßte er dann auch jede Urnen- und Seebestattung ebenso ablehnen und in den Bereich der Esoterik verbannen.

Ich bin bekennender Christ und Biologe. Wenn ich sterbe, ist es mein Wunsch, daß mein entseelter Körper nach einer christlichen Trauerfeier im Sarg verbrannt wird. Danach möchte ich, daß meine Asche in einer kompostierbaren Urne Dünger für einen Baum wird - in dem Vögel nisten, Junge aufziehen und zwitschern. Ich möchte ebenso, daß die Grabpflege der Natur überlassen wird und nicht, daß meine Kinder dafür einen Friedhofsgärtner bezahlen müssen, damit nach 25 Jahren alles wieder eingeebnet wird. So dient tote Materie dem Leben.

Bärbel Reumann, Eschborn

 

 

Zu: "Vor der Wahrheit den Blick verschlossen" von Doris Neujahr, JF 23/07

"Eine erzwungene Wanderung"

Der "Fall Weizsäcker" berührt mich in besonderer Weise, da mein gleichnamiger Vetter als Regiments-Kommandeur und Ritterkreuzträger an der Spitze seines Regiments gefallen ist, das der Division angehörte, in der der damalige Hauptmann Freiherr von Weizsäcker Regiments-Adjutant war.

Schade, daß das von Doris Neujahr so hervorragend gezeichnete Charakterbild nicht bereits zum 8. Mai in der JF erschienen ist. Dann hätte rechtzeitig an die "denkwürdige" Rede des damaligen deutschen Staatsoberhauptes erinnert werden können, in der er die Vertreibung und Ermordung von Millionen seiner Landsleute als "eine erzwungene Wanderung von Ost nach West" verharmlost hatte.

Albrecht von Kalm, Unkel

 

 

Zu: "Lieber handeln statt quatschen" von Martin Lichtmesz, JF 22/07

Mit Plutonium verseucht

Obwohl Marion Michael Morrison (John Wayne) im Gegensatz zu Clark Gable nie feindliche Geschosse um die Ohren geflogen sind, ist er dennoch ein Opfer des Krieges geworden. Wayne wurde um 1954/55 in Utah mit Plutonium verseucht. Winde trugen verstrahltes Material von den überirdischen Atombombenversuchen in Nevada auf den späteren Drehort von "Dschingis Khan". Für weitere Aufnahmen zum "Eroberer" wurde belasteter Sand nach Hollywood ins Studio geschafft. Auffallend war, daß in den Jahren darauf einige der Stars früh an Krebs verstarben: Dick Powell und Pedro Armendariz 1963; Susan Hayward 1975; John Wayne 1979. Früh verstarben auch weitere Mitglieder der damaligen Film-Truppe des "Conqueror".

Die Kinder von Dick Powell und John Wayne sind davon überzeugt, daß ihre Väter durch diese Plutonium-Verseuchung umgekommen sind. In Los Angeles griff die japanische Künstlerin Nobuho Nagasawa dieses Thema in ihrer Ausstellung "Atomic Cowboy" auf.

Jochen Weber, Kirchheim


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