© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/07 08. Juni 2007

Zeitschriftenkritik: eigentümlich frei
Es gibt nur Individuen
Werner Olles

Das im zehnten Jahrgang monatlich mit zwei Doppelausgaben im Jahr erscheinende Magazin eigentümlich frei (ef) bezeichnet sich selbst als "Stimme der Freiheit", die in unserem staatsgläubigen Land für mehr Eigenverantwortlichkeit plädiert. Entsprechend sehen sich die meisten Autoren der Zeitschrift als "Libertäre", "klassische Liberale" oder einfach als "Freiheitsfreunde". So nennt sich "ef" im Untertitel auch "Individualistisch - Kapitalistisch - Libertär".

Das klingt nicht nur erfrischend politisch unkorrekt, sondern erinnert irgendwie an die "Eiserne Lady", die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher. So etwas wie "Gesellschaft" gibt es nicht, postulierte "Maggie" damals selbstbewußt: "Es gibt nur Individuen!" Damit lag sie immerhin nicht ganz falsch, denn während sich auf wundersame Weise die Parallelgesellschaften ständig vermehren, sollte man es tunlichst unterlassen, noch von "Gesellschaft" zu reden. Allerdings verbietet es sich auch im Zeitalter völlig vermasster Individuen, den Begriff "Individualismus" noch weiterhin zu strapazieren.

Ef-Herausgeber André F. Lichtschlag blickt im Editorial fünfzig Jahre zurück, als die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung bei zwei Prozent lagen, der Umsatzsteuersatz ganze vier Prozent betrug und Diskriminierungsgesetze ihre Erfinder vermutlich ins Irrenhaus gebracht hätten. Lichtschlag scheut sich auch nicht, die "ach so muffigen fünfziger Jahre" als "die vielleicht beste Zeit, die Deutschland je erlebt hat", zu bezeichnen. Im Schwerpunkthema wird Ludwig Erhards "ungesetzliche Revolution" näher erörtert, mit der er zwischen 1948 und 1951 aus einem chaotischen Land, das gerade einen fürchterlichen Krieg verloren hatte, binnen eines Jahrzehnts einen Motor der Weltwirtschaft machte. Gerd Habermann beschreibt Erhard dann auch als einen "Visionär" und "Sozialrevolutionär", der jedoch leider am Ende an den üblichen Querelen des politischen Alltags scheiterte.

Das heute vorzufindende "Europa der Bürokraten" würde Erhard wohl im Grabe rotieren lassen. Auch die Erhöhung der Staatsquote, die 1957 unter vierzig Prozent lag und inzwischen bei 55 Prozent angekommen ist, wobei - ginge es nach der Sozialpolitiker-Clique - ein Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht ist, dürfte sein tiefstes Mißfallen hervorrufen. Tacheles redet in diesem Zusammenhang der englische Parlamentarier Philip Davies, der seit zwei Jahren für die britischen Konservativen im Abgeordnetenhaus sitzt und gleichzeitig Sprecher der "Campaign against Political Correctness" und der Anti-EU-Kampagne "Better off out" ist: "Einfache, ehrliche, hart arbeitende Familien toben vor Wut darüber, daß sie mit ihren Steuern Sozialhilfeempfänger und illegale Einwanderer subventionieren, während die Geldverschwendung der Regierung außer Rand und Band gerät!"

Leider gibt es so einen Parlamentarier, der seinen Wählern rät, sich nicht weiter von der EU auspressen und schröpfen zu lassen, sondern endlich aufzuwachen, im Deutschen Bundestag nicht.

Anschrift: Lichtschlag Medien. An der Kolpingschule 4, 41516 Grevenbroich. Einzelpreis: 6,80 Euro, Jahresabo: 68 Euro. Internet: www.ef-magazin.de


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