© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/07 08. Juni 2007

Wahlkampfthema Islam
von Marcus Schmidt

Es tut sich etwas. Während sich am vergangenen Wochenende in Wertheim ein bunter Haufen von Islamkritikern traf, um den Widerstand gegen den wachsenden Einfluß des Islam in Deutschland zu koordinieren, reist der Islamkritiker Udo Ulfkotte durch das Land und wirbt für die Gründung einer islamkritischen Partei. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen um Moscheebauten in Köln, Berlin und München scheint den bestens organisierten islamischen Organisationen in Deutschland erstmals eine Gegenmacht zu erwachsen. Schon träumen die ersten von einer neuen konservativen Partei, die - gestützt auf das enge Netz islamkritischer Bürgerinitiativen - mit dem Wahlkampfthema Islam von Sieg zu Sieg eilt.

Doch es scheint Skepsis angebracht, ob das verbreitete Unbehagen gegen den Bau von Moscheen in eine erfolgreiche politische Form gegossen werden kann. Es ist das eine, sich in einer Bürgerbewegung konkret gegen den Bau einer Moschee in der Nachbarschaft zu engagieren. Hier finden Menschen zusammen, die politisch sonst nicht zusammenpassen: etwa in Köln-Ehrenfeld, wo Ralph Giordano und die rechte Wählervereinigung Pro Köln das gleiche Ziel verfolgen. Etwas völlig anderes ist es aber, eine Partei zu unterstützen und zu wählen, die sich thematisch fast ausschließlich mit der Ausbreitung des Islam auseinandersetzt. Hier stellt sich die Frage, ob abseits aller Moscheeneubauten der "Leidensdruck" in der Bevölkerung bereits so groß ist, daß die Haltung zum Islam die Wahlentscheidung bestimmt.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen