© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/07 01. Juni 2007

Marshallplan:
Wie wir alle Amis wurden
Christoph Martinkat

Die US-Nachkriegspolitik in Mittel-, West- und Südeuropa war äußerst erfolgreich. Länder wie die Bundesrepublik, Frankreich oder Italien wurden mit Hilfe deftiger US-Finanzspritzen so richtig flottgemacht. Freilich machte sich das "alte Europa" - wie Donald Rumsfeld es nannte, nachdem einige Nato-Staaten seinem Irak-Feldzug die Gefolgschaft verweigerten - so nicht nur zu einem realen, sondern auch zu einem moralischen Schuldner. Folgerichtig übernahm man mit dem Dollarsegen den American way of life gleich mit. Solch ein Einfluß war dem amerikanischen Widersacher, der Sowjetunion, in Teilen Ost- und Mitteleuropa natürlich nicht beschieden. Im Westen gab es Care-Pakete, im Osten leider nur Stalin-Bildchen. So aber ließ sich kein Europäer zum Russen machen.

Zivilisationswechsel in Europa

Der französische Dokumentarfilm "Wie wir alle Amis wurden" (Di, 5. Juni, ab 20.45 Uhr, Themenabend, ARTE) nimmt den 60. Jahrestag der Rede von George C. Marshall - die das größte US-Investitionsprojekt einleitete, das die Welt bis dahin gesehen hatte - zum Anlaß, um sich mit den Langzeitfolgen des European Recovery Program zu befassen. Schließlich hatte dieses nicht weniger als einen umfassenden Zivilisationswandel in Europa zur Folge. Daß die Siegermacht USA dabei nicht nur humanitäre Hilfe im Sinn hatte, zeigt der Film "Kalimera Mr. Marshall". Er beschäftigt sich mit der Griechenland-Mission des US-Kongresses, der der Marshallplan-Politik erst zum Durchbruch verhalf. Schließlich drohte Griechenland 1947 - und damit als letztes Balkanland - unter den Einfluß der Sowjets zu geraten.


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