© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/07 01. Juni 2007

WIRTSCHAFT
Dieser Gipfel
Klaus Peter Krause

Dieser G8-Gipfel ist der Gipfel. Hat das der malerische Ostseebadeort Heiligendamm in der Mecklenburger Bucht wirklich verdient? Diese hierzulande bisher wohl größte staatliche Überwachungsaktion? Einen zwölf Kilometer langen Sperrzaun für über zwölf Millionen Euro? Dieses Aufgebot von 16.000 Polizisten gegen bis zu 100.000 erwartete Demonstranten? Polizeiboote und sogar zwei Kriegsschiffe vor der Küste? Diese wochenlange Vorberichterstattung über diesen Schutz in allen Medien? Dazu die Kosten von mindestens 92 Millionen Euro. Und das alles nur, weil die sieben Staatsmänner und die eine Staatsfrau der acht führenden Wirtschaftsnationen ab 6. Juni für drei Tage in "entspannter Runde" globale Themen und Probleme beraten wollen? Der Gipfel will die Streitthemen wirtschaftliche Globalisierung, Hilfen für Afrika und Klimapolitik behandeln.

Aber ohnehin weiß man schon jetzt, wie wenig bei diesem Gipfeltreffen herauskommen wird, auch wenn die Abschlußerklärung mit gedrechselten Bekundungen den gegenteiligen Eindruck erwecken werden will. Muß ein solcher Gipfel wirklich sein? Dies alles bedenkend, sollten sich die Staats- und Regierungschefs dazu aufraffen, sich künftig so treffen, daß niemand das Wann und Wo erfährt. Dann wäre ihre 34. Runde wirklich entspannt. Dann vermiede sie den medialen Erwartungsdruck. Dann gäbe es gegen das Treffen weder Gewalt noch Anschläge. Dann ließe sich ein etwaiges Nicht-Ergebnis auch beschweigen oder aber mit Vereinbarungen die Öffentlichkeit überraschen. Doch kommen wird es dazu kaum, denn die Akteure sonnen sich geradezu in solchem Auftritt, der ihnen Wahrnehmung, Aufsehen, Glanz und Bedeutung verheißt. Wie bei Potentatenauftritten in monarchischen Zeiten.


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