© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/07 18. Mai 2007

"Es geht vorrangig um Geld"
Stammzellgesetz: Diskussion um Aufhebung der Stichtagsregelung / Lebensrechtler sind gegen eine Lockerung
(idea/JF)

Die Lebensrechtsbewegung hat die Politik vor einer Lockerung des Stammzellgesetzes gewarnt. Derzeit dürfen Wissenschaftler nur embryonale Stammzellen für ihre Forschung verwenden, die vor dem 1. Januar 2002 im Ausland gewonnen wurden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hatte am 9. Mai bei einer Anhörung in Berlin erneut gefordert, die Stichtagsregelung aufzuheben. Auch die Strafandrohung für Wissenschaftler, die sich außerhalb Deutschlands an hierzulande verbotenen Projekten beteiligen, solle aufgehoben werden. Die stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Katherina Reiche forderte eine umfassende Änderung des Stammzellgesetzes: "Die Stichtagsregelung ist nicht praktikabel und sollte deshalb gestrichen werden."

Lebensrechtler stehen der Forschung mit embryonalen Stammzellen ablehnend gegenüber, weil dazu Embryonen getötet werden. Der Bundesverband Lebensrecht (BVL) erklärte: "Wer die Stichtagsregelung abschafft oder verschiebt, aktualisiert nicht einfach ein Gesetz, sondern beschließt ein ganz anderes." Der BVL-Vorsitzenden Claudia Kaminski zufolge geht es bei der embryonalen Stammzellforschung nicht um wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn, "sondern vorrangig um Geld". Sie erinnerte an eine vom BVL im Januar in Auftrag gegebene Umfrage (JF 6/07), in der sich rund 56 Prozent der Befragten für eine Konzentration der Forschung auf adulte Stammzellen ausgesprochen hatten. Nahezu zwei Drittel der Frauen hätten die embryonale Stammzellforschung strikt abgelehnt. "Es ist höchst unwahrscheinlich, daß die Deutschen binnen vier Monaten mehrheitlich zu anderen ethischen Überzeugungen gelangt sind", sagte Kaminski.

Auch der CDU-Gesundheitspolitiker Hubert Hüppe sieht keinen Grund für eine Gesetzesänderung. Nach den Worten des Bundestagsabgeordneten bergen embryonale Stammzellen ein besonders großes Tumorrisiko, das in Tierversuchen zu verheerenden Mißerfolgen geführt habe. Außerdem gebe es in den ethisch unproblematischen adulten Stammzellen eine Forschungsalternative.Die Bundestagsfraktionen wollen in den kommenden Wochen über die Anhörungsergebnisse beraten.


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