© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/07 11. Mai 2007

Zeitschriftenkritik: Fairconomy
Wohlstand für alle!
Jochen Schmitt

"Ein Grundeinkommen für alle ist möglich!" lautet das kämpferische Titelthema der jüngsten Ausgabe der am Ende jeden Quartals erscheinenden Zeitschrift Fairconomy. Herausgegeben wird das Heft von der Initiative für natürliche Wirtschaftsordnung e.V., die sich für die "Idee der Fairconomy" einsetzt. Im Impressum heißt es, Fairconomy "schafft die Grundlage für eine nachhaltige, stabile und gerechte Marktwirtschaft ohne kapitalistische Auswüchse. Voraussetzung für die Fairconomy ist eine Geld- und Bodenreform. Sie sorgt dafür, daß die Wirtschaft an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet werden kann. Mit der Fairconomy gehört die Umverteilung von unten nach oben der Vergangenheit an. Sie ermöglicht Wohlstand für alle, Chancengleichheit und Frieden."

Auf den ersten Blick klingt das alles sehr utopisch, obwohl der Satz "Wohlstand für alle!" die Assoziation mit der sozialen Marktwirtschaft von Ludwig Erhard nahelegt, der ein Buch mit diesem Titel verfaßte. Ähnliches gilt für die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens: Kaum jemand würde vermuten, daß es auch in der Wirtschaft Befürworter dieser an sich weltfremd klingenden Idee gibt, wie etwa Götz W. Werner, den Gründer der Drogeriemarktkette dm.

In mehreren tiefgehenden Beiträgen wird das Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens kontrovers diskutiert und dabei auf die Problematik der Zinswirtschaft hingewiesen. Leser, die sich nicht eingehender mit wirtschaftstheoretischen Fragen befassen, dürften zwar Probleme haben, alles nachzuvollziehen. Aber im Ergebnis zeigt sich, daß ein solches Grundeinkommen möglich und auch finanzierbar sein kann.

In einem interessanten Aufsatz wird erklärt, daß das populäre Brettspiel Monopoly eigentlich aus der Bodenreformbewegung komme, denn es ist aus dem sozialkritischen "The Landlord's Game" entstanden. Dessen Erfinderin war Anhängerin der "Single Tax" von Henry George. Sie wollte mit dem Spiel zeigen, daß allen Menschen die gleiche Teilhabe an Grund und Boden zu gewähren sei. Ein falsches Bodenrecht führe nämlich zu einer Polarisierung von Armut und Reichtum, was Monopoly deutlich mache.

Immer wieder tritt in Fairconomy die Zinsproblematik in den Vordergrund, was unbedarfte Leser etwas erstaunt, weil den wenigsten Menschen bewußt ist, wie sehr der Zinsfaktor unser Wirtschaftssystem prägt. So besteht etwa bei Mieten ca. 70 Prozent des Betrages aus Zinsen, den "Finanzierungskosten". Bei Warengütern sind etwa 35 bis 50 Prozent des Preises versteckte Zinsen, die auf den Käufer umgelegt werden. Jeder Endverbraucher bezahlt also Zinsen, auch wenn er keine Schulden hat. Die Zinsen, die der Durchschnittsbürger über Sparvermögen und Kapitalanlagen dagegen erhält, wiegen dies bei weitem nicht auf. Per Saldo ist der Endverbraucher dann ein Nettozinsgewinner, wenn - grobe Faustregel - sein Geldvermögen mindestens das Zehnfache der jährlichen eigenen Ausgaben inklusive Steuern umfaßt.

Anschrift: Initiative für natürliche Wirtschaftsordnung e.V., Blasiusstraße 63, 40221 Düsseldorf, Internet: www.inwo.de 


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