© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/07 04. Mai 2007

Aufgeschnappt
Pikante Sortierungen
Matthias Bäkermann

Eine etwas mißverständlich formulierte Meldung der Deutschen Presseagentur dürfte einigen Bischöfen in der letzten Woche wohl den Schweiß auf die Stirn getrieben haben: "Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat die Kritik deutscher Bischöfe am Umgang Israels mit Palästinensern in der Fachkategorie Rechtsextremismus erfaßt." Hintergrund seien Aussagen während der Reise des Ständigen Rats der Deutschen Bischofskonferenz ins Heilige Land Anfang April. So fühlte sich der Kölner Kardinal Joachim Meisner angesichts der Absperrungen in Bethlehem an die Berliner Mauer erinnert. Der Augsburger Bischof Walter Mixa äußerte den Vorwurf des Rassismus, dem die Palästinenser ausgesetzt seien. Geharnischte Reaktionen beim Zentralrat der Juden erntete damals auch der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, der die Situation in Ramallah mit Bildern aus dem Warschauer Ghetto verglich.

Doch die Würdenträger müssen sich nun wohl nicht mehr davor fürchten, zusammen mit Freien Kameradschaften oder der NPD im nächsten VS-Bericht aufzutauchen. Das Bundesamt dementierte umgehend, man habe die Bischöfe "als rechtsextremistisch erfaßt". Gegenüber der JF erklärte ein Sprecher des Amtes, daß es sich nur um einen haus­internen Pressespiegel gehandelt habe. Dieser untergliedere aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit die Artikel den einzelnen Abteilungen, im besagten Falle eben der "Fachkategorie Rechtsextremismus". "Wir müssen nun einmal sortieren. Und wenn es um anti-jüdische Äußerungen geht, sind die am ehesten wohl bei Rechtsextremisten zuzuordnen", versucht der VS-Sprecher zu besänftigen.


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