© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/07 20. April 2007

Meldungen

Historikerstreit um "Vernichtungskrieg"

BERLIN. In seiner 2006 in New York veröffentlichten Arbeit über "Exploitation, Resettlement, Mass Murder" plakatiert der in Graz tätige Alex J. Kay schon im Titel, daß er der volkspädagogisch hierzulande beliebten These vom deutschen "Vernichtungskrieg" gegen Stalins Imperium neue Nahrung liefern möchte. Nachdem er sich wegen der mangelhaften Quellenbasis seiner Forschung gegen die Kritik Stefan Scheils zur Wehr setzte mußte (FAZ, 14. Februar 2007), sieht er sich nun von Klaus Jochen Arnold (Münster) bedrängt, der mit seiner Dissertation über "Wehrmacht und Besatzungspolitik in den besetzten Gebieten der Sowjetunion" (JF 12/05) "Vernichtunspläne" der Heeresführung in Abrede gestellt hat. In einer Rezension weist Arnold nach, daß es Kay nicht gelungen sei, den behaupteten "einvernehmlichen Beschluß" zur "Aushungerung" und millionenfachen "Vernichtung" beizubringen. Kay sei offenbar unfähig, eine "angemessene Einordnung" vorzunehmen, da er aus heutigem Wissen um die katastrophische Entwicklung ab Herbst 1941 auf eine im Frühjahr 1941 geplante "Hungerpolitik" rückschließe. Dabei deute er selbst in Befehle, die konform mit der Haager Landkriegsordnung anordnen, daß die Truppe sich "aus dem Lande" ernähren solle, "zielgerichtete Vernichtungsabsichten" hinein.

 

Der Klimawandel im Basisdiskurs

ZIEMETSHAUSEN. Die "Aktion Tier - Menschen für Tiere e.V." versteht sich als Bürgerbewegung für unser Mitgeschöpfe. Entsprechend fungiert ihre bundesweit verbreitete Zeitschrift mensch und tier als Plattform vieler lokaler Initiativen, die sich etwa den Igelschutz auf Nordstrand oder die Bestandserhaltung von Raubvögeln in Brandenburg zur Aufgabe machen. Daß die Globalisierung aber mittlerweile auch an dieser "Basis" angekommen ist, belegt das jüngste Heft (1/07), das die sich wöchentlich dramatisierende Klimadebatte rezipiert. Ungeachtet heftiger wissenschaftlicher Kontroversen über Ursachen und Ausmaß des Klimawandels vermittelt hier Matthias Baeseler das umstrittene Phänomen als Tatsache. Dabei schließt er sich allerdings nur an das Bundesamt für Naturschutz an, für dessen Wissenschaftler apodiktisch feststeht, daß "bis zu dreißig Prozent aller Pflanzen- und Tierarten" in Deutschland "in den nächsten Jahrzehnten" verschwinden werden.

 

USA fordern Öffnung des Holocaust-Archivs

BAD AROLSEN. Der US-Senat in Washington verabschiedete am 11. April eine Entschließung, in der die Mitgliedsstaaten im internationalen Aufsichtsrat aufgerufen werden, einer baldigen Öffnung des Holocaust-Archivs im hessischen Bad Arolsen zuzustimmen und das vereinbarte Protokoll für die Freigabe der Dokumente so bald wie möglich zu ratifizieren. Israel, die USA, Polen und die Niederlande haben die Vereinbarung bereits ratifiziert, Deutschland und Luxemburg wollen vor der nächsten Sitzung des Aufsichtsrats im kommenden Monat in Amsterdam folgen. In Frankreich und Belgien aber könnten die anstehenden Wahlen für Verzögerungen sorgen. In Großbritannien, Italien und Griechenland scheint die Situation unklar. In Bad Arolsen werden Akten von NS-Organisationen wie der SS und Akten aus der Verwaltung der Konzentrationslagern zu mehr als 17,5 Millionen Häftlingen, Zwangsarbeitern und anderen Verfolgten des NS-Regimes aufbewahrt.

 

Erste Sätze

1911, drei Jahre vor Ausbruch des ersten Weltkrieges, gab es in Deutschland 470 Generale.

Wolfgang Ruge: Hindenburg. Porträt eines Militaristen, Berlin (Ost), 1975


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