© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/07 13. April 2007

Meldungen

Christliche Fertilität als historisches Relikt

WIESBADEN. Ohne ausgefeilte Statistik mit "variemax-rotierten Hauptsachenanalysen", allein aufgrund eines Passagenbummels, drängt sich auf, daß es einen Zusammenhang zwischen Religion und Fruchtbarkeit geben dürfte. Da es aber kein Kunststück ist, dies bei großen Teilen unserer moslemischen Mitbürgerschaft nachzuweisen, widmet Nicole Brose sich den christlichen Überbleibseln unter den Autochthonen (Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 2/06). In ihren Erhebungen, die den Zeitraum von 1988 bis 2000 berücksichtigen und sich auf westdeutsche Frauen "ohne Migrationshintergrund" beschränken, kann sie die Hypothese verifizieren, daß die "Zugehörigkeit zu einer christlichen Gruppierung" mit "höherer Fertilität" korrespondiert. Christen bekommen früher und mehr Kinder. Eine Ursache dieses Verhaltens liege darin, daß sie den "emotionalen Nutzen" von Kindern wohl höher einschätzen. Damit verhielten sie sich gegen "gesellschaftliche Makrotrends". Ob dies in Zukunft so bleibe, sei fraglich. Denn die nach 2000 herangewachsene Generation sei statistisch nicht erfaßt. Der festgestellte Konnex zwischen Religion und Fertilität könne daher nur ein "Relikt historischer Sozialstrukturen" sein.

 

Zeitgeistmeteorologie: Religiöses Hoch naht

BERLIN. Im FDP-Theorieorgan liberal (1/07) sattelt Hans-Jürgen Papier, Präsident des Bundesverfassungsgerichts, wieder sein Steckenpferd und warnt so drastisch vor der Ausschaltung des Parlaments durch den "Lobbyismus", daß man das Ende der Demokratie nahe wähnt. Daß davon keine Rede sein kann, entnehmen wir einige Seiten vorher dem Hymnus auf "Neue Bürgerlichkeit und Liberalismus", den Wolfram Weimer anstimmt. Der Cicero-Chefredakteur verkündet, daß wir in der besten der möglichen Welten leben, da wir auf allen Ebenen unseres deutschen Daseins die "Restauration" genießen dürfen. Die "Nation" kehre zurück, der Bildungsbürger stelle sich wieder ein, mit Daniel Kehlmanns "Vermessung der Welt" triumphiere ein "zutiefst konservatives Phänomen", wie überhaupt in "aktuellen Geistesdebatten" "konservative Stichwortgeber" den Ton angäben, die "Elite", "Heimat", "Werte" auf die Agenda setzten. Ganz zu schweigen von der "Familiarisierung des Denkens" und einem seit hundert Jahren nicht mehr dagewesenen "Demographiebewußtsein". Nun fehle nur noch, so Weimer, die Erneuerung des religiösen Überbaus. Die stehe kurz bevor: "Die nächste und ultimative Welle der Restauration wird religiöser Natur sein, (...) Umfragen signalisieren bereits einen sprunghaften Anstieg des religiösen Bewußtseins gerade bei den Jüngeren."

 

Erste Sätze

Der Krieg rollt auf Berlin zu. Anonyma: Eine Frau in Berlin, Tagebuch-Aufzeichnungen vom 20. April - 22. Juni 1945, Frankfurt/Main, 2002


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