© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/07 06. April 2007

Anzeichen für Zweifel
von Günther Deschner

Zunächst sah die Gefangennahme von 15 britischen Soldaten im Golf aus wie ein weiterer Schritt in der Eskalation mit dem Iran. Zu einer Zeit, in der man kaum noch über das Ob, sondern über das Wann eines Militärschlags gegen das Land diskutiert, erschien der neue Streich Mahmud Ahmadi-Nedschads unnötig provokativ. Doch aus Teheraner Sicht ist die Lage bereits lange vor der Aktion gegen die Briten eskaliert: Mindestens seit der Festsetzung von fünf Iranern durch US-Militär im nordirakischen Erbil (Hewlêr), danach durch das Verschwinden eines iranischen Generals in Istanbul und die US-Manöver im Persischen Golf. Iranische Diplomaten verweisen darauf, daß Kriegsschiffe der USA und der Briten bereits vor Monaten ausgelaufen sind. Mit dem Coup wolle Teheran demonstrieren, daß es auch unangenehme Nadelstiche austeilen kann, meint ein Iran-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik: "Man muß sogar annehmen, daß diese Aktion geplant war."

Militärisch ist der Iran schwach. Das Kräfteverhältnis bei Flugzeugträgern, Bombern oder Marschflugkörpern lautet 10:0, 100:0, 1000:0 - die Null ist immer der Iran. Trotzdem will Teheran nach außen wie nach innen zeigen, daß es ebenfalls Druck machen kann - wenn auch mit asymmetrischen Mitteln. Auf britischer Seite gibt es erste Anzeichen für Zweifel: Das Verteidigungsministerium signalisiert vorsichtig, es könnte in bezug auf "Navigationsangelegenheiten" und das Seerecht Fehler gemacht haben. Das klingt vorerst nach Deeskalation.


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