© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/07 06. April 2007

Narren in Schranken
von Karlheinz Weißmann

Es gibt Nachrichten, auf die wagt man kaum zu hoffen. Darunter die vom vergangenen Wochenende, daß sich der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegen die Nutzung der "Bibel in gerechter Sprache" für den Gottesdienst ausgesprochen hat.

Wer die kirchlichen Binnenverhältnisse etwas kennt, weiß, daß das viel ist. Natürlich war die Formulierung wachsweich, weitgehend formaler Natur, konzedierte den Betreibern des Projekts "Kraft und Leidenschaft" und versuchte ihnen jeden Gesichtsverlust zu ersparen.

Niemand wagte die Sache selbst in Frage zu stellen, das, was da unter Zuhilfenahme von Geschlechterforschung, Befreiungstheologie und christlich-jüdischem Dialog entstand, mit dem Ergebnis, daß sich eine völkische Evangelienharmonie unseligen Angedenkens relativ harmlos ausnimmt. Auch wurde mit der Entscheidung dem Übelstand nicht abgeholfen, daß in den vergangenen Jahrzehnten alle möglichen Übersetzungen - und schlimmer noch: "Übertragungen" - im Gottesdienst Verwendung fanden, Pfarrer nach Gutdünken "Jesuanisches" und "Nicht-Jesuanisches" schieden oder bestimmte Aussagen der Bibel gleich ganz zensierten, insbesondere dann, wenn sie "antijudaistisch" oder "frauenfeindlich" waren, schließlich, daß das "Luther-Deutsch" der Predigten ersetzt wurde durch Selbsterfahrungs-Slang oder politisierende Sprachmoden.

Aber immerhin, man soll auch das wenige schätzen und sich freuen, wenn die in Schranken gewiesen werden, die Luther "Lappen und Narren" nannte, weil sie wider Gottes Wort sind.


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