© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/07 30. März 2007

Leserbriefe

Zu: "Sammlungsbewegungen" von Matthias Bäkermann, JF 12/07

Wir dürfen gespannt sein

Die selbstdarstellerische Inszenierung des Kölner Pfarrers ist an sich belanglos. Er wollte in die Medien, und das ist ihm gelungen. Sein Pfarrgemeinderat darf strahlenden Auges zu ihm aufblicken. Vielleicht bekommt er noch einige Talkshow-Einladungen oder darf in der "Stimme des Islam" seine Wertschätzung für denselben zum Ausdruck bringen. Hätte Hochwürden die Kollekte für bedürftige Kölner - etwa alleinerziehende Mütter - verwendet, wäre ihm wohl kein so weitreichendes Medienecho gewiß gewesen.

Bedenklich an der Sache ist allerdings die Beispielwirkung. Was wird wohl dem nächsten nach medialer Profilierung strebenden Priester einfallen? Seine Kirche freitags als Moschee zur Verfügung stellen? Ehrenamtliche Tätigkeit als Aushilfs-Muezzin? Wir dürfen gespannt sein!

Manfred Neuhold, Rosenheim

 

Zu: "Wenn die Mehrheit entscheidet" von Dieter Stein, JF 12/07

Direkte Demokratie

Dieter Steins Argumente gegen die direkte Demokratie in Form von Volksabstimmungen führen in die Irre, wenn er eine Mehrheit für die Todesstrafe fürchtet. Über grundgesetzliche Vorgaben kann das Parlament nicht abstimmen und erst recht nicht das Volk in direkter Wahl. Was eine Mehrheit für eine totale Freigabe der Abtreibung ohne Fristen betrifft, unterliegt auch diese dem Grundgesetz, das eine Tötung aus niederen Motiven verbietet - und genau das ist die massenweise Tötung ungeborener Kinder.

Dr. Wulf Rothenbächer, Rheda-Wiedenbrück

 

Zu: "Ökologischer Schnellschuß" von Jörg Fischer, JF 12/07

Nicht die Stärke der JF

Ihr Autor führt als Argument gegen Sparlampen, die mit dem Quadrat der Entfernung abnehmende Lichtstärke an. Dies ist ein physikalisches Gesetz, das allerdings auch für alle anderen Lichtquellen und sogar für "Sonne, Mond und Sterne" gilt. Leider kann ich dem Leserbriefschreiber Karl-Heinz Franke (ebenfalls JF 12/07) nur beipflichten. Naturwissenschaft ist nicht die Stärke der JF.

Volkmar Weiß, Dresden

 

Zum Schwerpunktthema "Wohin driftet die Kirche?", JF 11/07

Nur aus Gottes Gnade

Hans Apel meint in dem Interview dieser Ausgabe, daß ein "bißchen" römisch-katholische Werkgerechtigkeit angeblich dem Wunsch des Menschen nach Lohn für gute Taten entgegenkäme. Bibeltreue Protestanten lehren allerdings durchaus, daß gute Taten aus Liebe zu Jesus Christus und dem Nächsten im Himmel belohnt werden. Nur das In-den-Himmel- Kommen, das Christwerden, die sogenannte geistliche Wiedergeburt sind nach biblischer Lehre nur Gnade Gottes. Unsere leibliche Geburt wird ja auch nicht von uns bestimmt, hindert unsere Eltern aber nicht daran, spätere gute Werke ihrer Kinder zu belohnen.

Entgegen Apels Auffassung macht es "Rom" seinen Leuten nicht leichter dabeizubleiben, denn Millionen mehr römische Katholiken wechseln jährlich zu evangelischen, meist konservativen Kirchen, als umgekehrt. Und entgegen Apels Meinung wachsen auch in Deutschland nicht nur charismatische Gemeinden, sondern auch klassische Freikirchen wie die Freien Evangelischen Gemeinden (seit 1950 um zwei Drittel), die Brüdergemeinden sowie die vielen anderen Gemeinden in der "Konferenz für Gemeindegründung".

Adolf F. Weiss, München

 

Für Christen nicht akzeptabel

Die evangelische Kirche ist für überzeugte Christen nicht mehr akzeptabel. Linksradikale Weltverbesserer haben ihre marxistischen Ideologien im Kirchenalltag gefestigt. In den siebziger Jahren wurde für die Aktion "Brot für die Welt" gesammelt. Wie sich später herausstellte, wurden erhebliche Geldbeträge aus diesem Fonds an Extremisten in das damaligen Rhodesien verteilt. Der Terrorist und heutige Staatspräsident Robert Mugabe kaufte Waffen und rottete nahezu die gesamte weiße Bevölkerung aus. Das ehemals blühende, reiche Land, heute Simbabwe, wurde unter der Mitverantwortung der evangelischen Kirche ruiniert.

Hierzulande sind Pastoren bereit, homosexuelle Paare kirchlich zu trauen - Bundeswehrsoldaten in Uniform dagegen haben dabei große Schwierigkeiten. Die EKD engagiert sich für alle ethnischen Minderheiten, auch jene, die dem christlichen Glauben Tod und Untergang wünschen. Die steuerzahlende Klientel wird vernachlässigt. Millionen von Protestanten haben sich von der EKD getrennt, da konservative Gedanken unerwünscht erscheinen. Offensichtlich haben die Verantwortlichen das bis heute nicht gemerkt. 

Ekkehard Ahland, Schloß Holte-Stukenbrock

 

Zum Schwerpunktthema "Die Flucht", JF 10/07

Was haben sie erwartet?

Ich muß einmal zum Film "Die Flucht" und den dazu veröffentlichten Leserbriefen Stellung nehmen: Was haben die Leute eigentlich erwartet? Etwas anderes bei diesem Film zu erwarten, wäre das gleiche, als wenn das Politbüro der SED den Kapitalismus als das goldene Endziel der Menschheit deklariert hätte. Einem Leserbrief muß ich aber meine volle Anerkennung aussprechen, dem von Thomas Jürgewitz (JF 12/07): Die Verbindung von Rosamunde Pilcher und Jan Philipp Reemtsma war genial, ich habe lange nicht mehr so gelacht. Bei dieser Gelegenheit auch Doris Neujahr meine Anerkennung für ihre immer treffenden und spannenden Artikel.

Günter Belling, Berlin

 

Die Frage muß erlaubt sein

Es ist immer wieder zutiefst beschämend, wie die Ausraubung und Ausmordung ganzer deutscher Provinzen mit uralten deutschen Städten und Dörfern seit sechzig Jahren von unseren staatstragenden Eliten, insbesondere den Medien, verschwiegen, minimiert und bagatellisiert werden. Es ist wahrlich eine Schande - für diejenigen, die das zu verantworten haben, aber auch für uns alle, die das vorgeschriebene Geschichtsbild, daß Deutsche nur Täter, aber keine Opfer sein dürfen, als unabänderbar akzeptiert haben.

Die Frage muß erlaubt sein, welche Kriegsschuld denn die ostpreußische Bäuerin hatte, die von den Rotarmisten in Nemersdorf geschändet und dann an ein Scheunentor genagelt worden ist. Wenn die Bevölkerung eines den Krieg beginnenden Staates vertrieben und ermordet werden darf, ihre Städte zerbombt, dann müßte das doch auch für andere Kriegsbeginner gelten; so zum Beispiel für die Amerikaner und die Engländer, die in neuester Zeit grundlos ein Land wie den Irak mit Krieg überzogen haben.

Wie wäre es, wenn eine deutsche Schule endlich auch einmal, stellvertretend für Abertausende andere getöteter deutscher Kinder, den Namen eines im Sommer 1945 in Breslau verhungerten zwölf Jahre alten deutschen Schulmädchens tragen dürfte und man die im Jahre 1954 veröffentlichten "Dokumentationen der Vertreibung der Deutschen aus Ost- und Mitteleuropa" als Pflichtlektüre in unseren Schulen einführen würde?

Bernhard Wichardt, Karlsruhe

 

Zum Schwerpunktthema "Unsterbliches Preußen", JF 9/07

Kein ethnischer Nationalstaat

Bei all dem Lobenswerten, was in den Beiträgen zum Thema Preußen gesagt wurde, vermisse ich doch etwas, was vielleicht das Hervorragendste und für die Gegenwart noch immer Vorbildliche am preußischen Staatswesen war: Preußen als Staat war kein ethnischer Nationalstaat in dem Sinne, wie es Wilson zum Verhängnis für Europa propagierte, sondern es war ein multi-ethnischer Staat.

Preußen war nicht nur die neue Heimat von vielen Flüchtlingen und Herbeigerufenen aus allen Teilen Europas. Das preußische Staatsvolk bestand per se schon aus einem Rassengemisch, bei dem der slawische Anteil vielleicht sogar der überwiegende war. Es gab daher anfangs des 19. Jahrhunderts in der preußischen Regierung Überlegung, Polnisch als zweite Amtssprache einzuführen. Vielleicht war dieser Staatsgedanke, der eben nicht das Ethnische zur Grundlage des Staates erhob, der wahre Grund für bestimmte politische Strömungen, Preußen als Vorbild und Keim für zukünftige Staatsbildungen zu zerschlagen.

Hinzu kommt noch, daß in Preußen ein Rechtsbewußtsein entwickelt wurde, daß dem westlichen Rechtsdenken entgegengesetzt ist: Während hier Recht bis hin zu den Menschenrechten als Anspruch und Forderung verstanden wird, lebte in Preußen bereits das Recht als Pflichtforderung. Der preußische Philosoph Kant hat das grandios zum Ausdruck gebracht, indem er Pflicht als etwas hinstellte, zu welcher der Mensch aufschauen kann. In diesem Pflichtenrecht lebt nämlich etwas, was den Menschen, welcher eine Pflicht auf sich nimmt, aus seinem egoistischen Kreis um sich selbst herausführen kann. Und das wiederum liegt nicht im Interesse bestimmter wirtschaftlicher und politischer Bestrebungen. 

Franz Bischoff, Vråliosen/ Norwegen

 

Zu: "Als Schulpolitik das Klima vergiftete" von Stefan Scheil, JF 9/07

"Zurückgewonnenes" Land

Die Bestimmungen des preußischen Oberpräsidenten vom 24. Juli 1873 über den "Unterricht in der deutschen Sprache in den von Kindern polnischer Zunge besuchten Volksschulen der Provinz Preußen" betrafen nicht nur Posen, sondern auch das südöstliche Ostpreußen, wo seit dem 16. Jahrhundert die Mehrheit der Bevölkerung auf dem Lande einen altpolnischen Dialekt sprach. Dieser wurde noch im 19. Jahrhundert "Polnisch" und erst später "Masurisch" genannt. Die Bestimmungen, wie sie Scheil zutreffend referiert, ergänzten, präzisierten und verschärften die Schulordnung vom 11. Dezember 1845, in der auf die Sprachenfrage noch nicht explizit eingegangen wurde.

Schon lange vor dem Zeitalter des Nationalismus hatte der Soldatenkönig angestrebt, alle Kinder sollten eine schulische Bildung erfahren - was unter der bäuerlicher Bevölkerung selbst noch im 19. Jahrhundert nur gegen Widerstände durchsetzbar war, weil die Kinder zur Arbeit auf dem Hof gebraucht wurden. Erst im Zeitalter des deutsch-polnischen Antagonismus erhielt die Schulpolitik eine gezielt nivellierende Richtung mittels Förderung des Deutschunterrichts auf Kosten der masurischen Muttersprache.

Im Zeitalter konfessionellen Antagonismus bildete Katholizismus die Basis für kulturelle Segregation des polnischstämmigen Bevölkerungsteils, sprachliches Beharren und Identifikation mit dem virulenten polnischen Nationalismus jener Zeit. Ein Ergebnis war das Scheitern der dortigen integrativen Schulpolitik.

Die gleiche Politik hatte, wie schon Bismarck sah, unter den Masuren ein völlig anderes Ergebnis: Die protestantische Konfession einte den von Hause aus slawischen Bevölkerungsteil mit dem deutschen. In Masuren als altem preußischen Kernland hätte die polnische Rückgewinnungsideologie höchstens auf die ethnisch-sprachliche Abstammung zielen können. Dem stand jedoch der preußische und später nationale Patriotismus der Landbevölkerung entgegen. Die gleiche Schulpolitik führte hier zur Zweisprachigkeit der Masuren und zunehmendem Übergang zum Gebrauch der deutschen Sprache. Bei Kriegsende wurde das Masurische nur noch von wenigen Sprechern und von denen nur alternativ verwendet. Die Masuren tragen bis heute ihre slawischen Familiennamen, aber sie flohen als Deutsche, und polonisieren ließ sich von ihnen kaum jemand.

Trotz dieses Ergebnisses ist entschieden zu beklagen, daß die deutsche Sprachenpolitik seit der Reichsgründung so rigide nationalistisch vorging. Die staatlich verordnete Germanisierung der masurischen Orts- und Feldnamen, die ja schon lange vor 1933 einsetzte und von den Nazis fortgesetzt wurde, war ein geschichtsloser Barbarismus, wie ihn weder die Osmanen in Anatolien gegenüber dem griechisch-römischen Namenbestand noch die Angelsachsen in England gegenüber den keltischen Namen praktizierten.

Erst neuerdings ist es eingerissen, daß Orte und Straßen bei jedwedem politischen Ideologiewechsel mit jeweils neuen, zeitgemäßeren Namen belegt werden. Eine Ironie der Geschichte führte dazu, daß die polnische Namengebung in Masuren die germanisierenden Umbenennungen einfach ignorieren konnte und politisch geschickt auf die altererbten Namen zurückgriff, so, als wäre dieses altpreußische, von Polen gewaltsam annektierte Land lediglich dem polnischen Staat "zurückgewonnen".

Klaus R. Grinda, Bovenden

 

Zu: "Wie im Mittelalter" von Doris Neujahr, JF 9/07

Eine mental gebrochene Nation

Das Urteil ist entschieden zu verwerfen. Es ist unvereinbar mit dem demokratischen Fundamentalgebot der Freiheit von Meinung, Forschung und Lehre. Auf die Qualität der Meinung kommt es dabei nicht an, hat das Bundesverfassungsgericht sonst durchweg entschieden. Bei der Infragestellung des Holocaust wird aber die quasireligiöse, dogmatische Staatsdoktrin gestört und die Machtsphäre mächtiger Gruppierungen angegriffen, die ihre Herrschaft und Legitimation der Umerziehung, Vergangenheitsbewältigung und politischen Korrektheit verdanken.

Man verurteilt extreme Abweichler wie Zündel, zielt aber unter anderem auf die Unabhängigkeit seriöser Forschung und will freie Geister isolieren. Die Zeitgeschichtsforschung muß schon seit Jahrzehnten politisch-gesellschaftliche Vorbedingungen erfüllen. Tut sie es nicht, kann sie froh sein, nur als "umstritten" abgekanzelt zu werden.

Wäre Deutschland eine freie und nicht eine verbogene, mental gebrochene Nation, dann wäre es selbstverständlich, daß der Volksverhetzungsparagraph auch zum Schutz Deutschlands und der Deutschen angewendet wird. Dann wäre ein Gesetz dieser Art gar nicht beschlossen worden.

Rudolf Kraffzick, Hainau

 

Zu: "Sonnengemacht" von Christian Bartsch, JF 9/07

Moral und Klimaschutz

Daß der Klimawandel ein Werk der Menschen ist, gilt als wahrscheinlich oder sicher. Was man dagegen tun kann und ob es hilft, ist mehr umstritten. Vorwiegend geht es dabei um Energiepolitik. Und da wird das Anliegen der Menschheit auf Fortbestand des mehr oder weniger guten Lebens schon wieder zum zeitgemäßen Kampf der ökonomischen Interessen.

Ist die Klimapolitik wirklich Ausdruck von Moral und Idealismus? Das ist schwer zu glauben, wenn man den Weg des Umweltschutzes seit Anfang der siebziger Jahre verfolgt: von der Staatsaufgabe zur Eigenverantwortung, vom Immissionsschutz zur Nachhaltigkeit des Wachstums, von der Vorsorge zur Nachsorge, von der Emissionsbegrenzung nach dem Stand der Technik zu Reduktionszielen, von strenger gesetzlicher Regelung zu ökonomischen Anreizen, von behördlichen Maßnahmen zum Emissionshandel mit verliehenen Verschmutzungsrechten.

Ob die Schutzmaßnahmen den Klimawandel aufhalten oder umkehren können, bleibt weiterhin ungewiß. Wenn aber die Ehrlichkeit bereits verlorengegangen ist, warum sollte man dann noch an Idealismus und Moral des Klimaschutzes glauben?

Dr. Erich Schäfer, Wien

 

Zu: "Die Bombe tickt" von Doris Neujahr, JF 6/07

Warum auf denglisch?

Warum wurde in dieser Ausgabe groß und ins Auge fallend "No-go"-Zone geschrieben, wenn auch in Anführungsstrichen, und nicht zum Beispiel Meidezone? Sie bemühen sich doch sonst darum, unsere deutsche Sprache durch Denglisch nicht verkommen zu lassen, warum tragen Sie nun dazu bei, den englischen Ausdruck zu verbreiten? Ich würde mich freuen, wenn Sie bei Gelegenheit den deutschen Ausdruck benutzen würden!

Dr. Gisela Spieß, Freiburg


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