© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/07 30. März 2007

Aufgeschnappt
Altlast-Entsorgung
Matthias Bäkermann

Man sei "blauäugig in das Grundstücksgeschäft gestolpert". An die "belastete Nachbarschaft" habe man nicht gedacht. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Dietrich Heyne im Kreisrat des Landkreises München hätte das ganze Projekt am liebsten gestoppt. Mit der "Altlast" an der geplanten Jugendbegegnungsstätte in Oberschleißheim am dortigen Flughafengelände ist aber weniger verseuchtes Erdreich gemeint als eine Gedenkstätte der Ost- und Westpreußenstiftung, die 1984 noch unter Teilnahme des damaligen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß eingeweiht wurde. "Heimaterde, Mahnmale - das muß alles weg!" unterstützt ihn auch sein Genosse Kreisrat Werner Landmann. Für die Grünen ist "die zweifelhafte Atmosphäre in der Umgebung" sogar ein "deutsch-nationaler Schandfleck". Auf dem Gelände erinnert ein letztes erhaltenes Landungsboot an jene Ostpreußen, die damit 1945 über die Danziger Bucht vor der Roten Armee gerettet wurden. Außerdem mahnt eine Mauer aus Glasziegeln, die mit Heimaterde ostdeutscher Gegenden gefüllt sind, an die Opfer von Flucht und Vertreibung.

Nun wurde der Bau des 11,8 Millionen Euro teuren "Hauses der Versöhnung" vom Kreistag beschlossen. Aufgrund des politischen Drucks hat auch die Ost- und Westpreußenstiftung einer "kompletten Umgestaltung" der Gedenkstätte zugestimmt. "Umstrittene" Tafeln werden nun bis zur Einweihung anläßlich des "siebzigsten Jahrestages des deutschen Überfalls auf Polen" 2009 entfernt. Danach müssen sich dann die erwarteten polnischen Jugendlichen nicht mehr von "revanchistischen" Hinweisen provoziert fühlen, wie sorgenvolle Politiker bisher einwandten.


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