© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/07 30. März 2007

Kolumne
Alte deutsche Untugenden
Klaus Hornung

Von General Ludwig Beck, dem Patrioten des 20. Juli 1944, ist der Satz über Hitler überliefert: "Was macht der Hund aus unserem schönen Deutschland!" Wenn man die totalitären antifaschistischen Umtriebe in unserem Land und den Konformismus der heutigen Politischen Korrektheit sieht, sollte man den Satz von Ludwig Beck in den Plural setzen: "Was machen diese Hunde aus unserem schönen Deutschland!"

Da wird zum Beispiel ein bedeutender "nonkonformistischer" Buchautor ("Der Krieg, der viele Väter hatte") und ehemaliger Bundeswehrgeneral wie Gerd Schultze-Rhonhof seit Jahren bei seinen Vorträgen über die Ursachen des Zweiten Weltkrieges vom antifaschistischen Mob gestört oder am Sprechen gehindert mit der Unterstellung, er betreibe "Geschichtsrevisionismus". Statt sich hinter Schultze-Rhonhof zu stellen und die verfassungsmäßig garantierte Freiheit der Meinungsäußerung gegen eine linksradikale Minderheit zu verteidigen, knicken Bürgermeister, Politiker und andere Leute des öffentlichen Lebens immer wieder feige ein, ohne zu begreifen, daß da jedesmal ein weiterer Sargnagel für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung eingeschlagen wird.

Hier offenbaren sich immer wieder alte deutsche Untugenden der Konformität, des Opportunismus, eines schlimmen Mangels an Zivilcourage. Über die letztere hatte schon Otto von Bismarck bemerkt, die Deutschen hätten sie nicht, "es sei denn, sie haben eine halbe Flasche Champagner im Leib". Diese Wurzeln ermöglichten zu wesentlichen Teilen die nationalsozialistische Parteidiktatur, in der schon einmal eine Political Correctness ihre bösen Blüten und Früchte trieb. Dann folgte im östlichen Teil unseres Landes ein neues System der Konformität, in dem sich viele wohlfühlten. Und nun - 62 Jahre nach dem einen und gerade mal eineinhalb Jahrzehnte nach dem anderen Totalitarismus - treibt dieses Land offensichtlich ein drittes Mal in die totalitären Zustände einer Political Correctness hinein im Zeichen einer "antifaschistisch-demokratischen Ordnung" unseligen Angedenkens, einer "DDR-light".

Natürlich kann man mit geschichtsblinden Massen alles machen. Aber die Minderheit der Sehenden und Mutigen hat die Pflicht, laut zu warnen wie einst Cicero in dem Bürgerkrieg seiner Zeit: Videant consules, ne quid res publica detrimenti capiat! Für heute: Die Verantwortungsbewußten müssen alles tun, damit die Republik nicht abermals einen nicht wiedergutzumachenden Schaden nimmt!

 

Prof. Dr. Klaus Hornung lehrte Politikwissenschaften an der Universität Hohenheim.


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