© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/07 23. März 2007

UMWELT
Hilferufe von Borneo
Volker Kempf

Über Jahrtausende erstreckte sich der Lebensraum der Orang-Utans von China über Vietnam bis Java. Heute leben nur noch wenige tausend der rotbraunen Menschenaffen auf den indonesischen Inseln Borneo und Sumatra. Nur noch zehn Prozent ihres ursprünglichen Lebensraumes ließ der Mensch seinen nahen Verwandten bis jetzt stehen - doch der Kahlfraß geht weiter (JF 8/07). Die Tiere verhungern, nähern sich Siedlungsräumen und werden erschlagen. Nur wer emotional abgestumpft ist und sich nur noch für ökonomische Rechenexempel interessiert, den kann ein Blick auf diese so menschlich dreinschauenden Tiere kalt lassen. Anders ergeht es den Aktivisten einer Tierschutzstiftung, die sich "Vier Pfoten" nennt. Da wird aus persönlicher Betroffenheit heraus Geld gesammelt für Personal, Tiernahrung und Tiermedizin.Die Versorgung eines kleinen Orang-Utans, dem sein Lebensraum genommen wurde, kostet 140 Euro im Monat. Sollen aber alle Orang-Utans letztlich in Zoos und Tierheimen untergebracht werden? Dem Orang-Utan hilft auf Dauer nur der Fortbestand seines ohnehin zusammengeschrumpften Lebensraumes.

So wie dem Orang-Utan geht es vielen Tieren. Auch indigene Völker klagen ihr Leid, deren Lebensraum etwa durch Plantagen für Palmöl schwindet. Der Hilferufe aus der Ferne, nicht noch den letzten Winkel der Erde in eine Plantage zum Beispiel für sogenannten Biosprit umzuwandeln, sind es mittlerweile viele. Ob Kanzlerin Angela Merkel das in ihrer Rechnung berücksichtigt, wenn sie in der EU 20 Prozent der Energie aus "Alternativquellen" speisen will? Ökologie ist ein sehr komplexes Feld - bei Ressourcen- und Klimaschutzbemühungen wird das gerne übersehen.


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