© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/07 23. März 2007

Der "abgestrafte" Kneipenwirt
Berlin: Linksextremisten verwüsten ein Lokal, in dem die NPD ihren Landesparteitag abgehalten hat
Clemens Taeschner

Niemand muß Rücksicht auf einen Wirt nehmen, der bereit ist, solche Gäste bei sich aufzunehmen." Die zur Selbstjustiz einladenden Worte stammen aus der Berliner Zeitung vom 5. Februar. Darin wurde die Berliner Polizei beschuldigt, der NPD durch Geheimhalten des Ortes, an dem diese am Vortag ihren Landesparteitag abgehalten hatte, "in die Hände" gespielt zu haben.

Am Ende war es wohl genau andersherum: Die Zeitung ermutigte die Antifa offenbar zu dem darauf folgenden Anschlag. Dieser geschah "in der Nacht vom 7. März zum 8. März um halb zwei Uhr morgens", wie es im Bekennerschreiben der "Antifaschistischen Offensive 2007" heißt.

Perfiderweise erfuhr der Wirt des Lokals von diesem Schreiben ausgerechnet durch die Berliner Zeitung. Darin ist zu lesen, wie sich die Antifa-Gruppe rühmt, das "Nazilokal" und die NPD "abgestraft" zu haben. Es wird darauf verwiesen, daß man das "braune Haus" mit "Farbbomben" beschmiert habe. Zudem wurden auch Fensterscheiben zerschmissen und das Eingangsschild zerstört. Im Antifa-Ton heißt es, man habe die Fenster "entfernt" und das Schild "unbrauchbar gemacht". Und weiter: "Es war an der Zeit, dem Wirt eine Abreibung zu geben."

Vermietung als wichtige Einnahmequelle

Der sogenannte "Neonazi-Treffpunkt", das Lokal "Grüne Aue - Michas Bikertreff", gehört zu einer Kleingartenanlage an der südöstlichen Peripherie der Hauptstadt in Oberschöneweide. Der von Privatpersonen angemeldete Landesparteitag der NPD war mit einem massiven Polizeiaufgebot gegen Störungen gesichert worden. Geladene Journalisten hatten - aus nachvollziehbaren Gründen - die Auflage, nicht über den Ort des Geschehens zu berichten. Genützt hat das, wie sich zeigte, jedoch nichts.

Für den Wirt, Michael Voge, ist das alles nicht nachvollziehbar. Von der NPD-Veranstaltung habe er bei der Vermietung des Saals nichts gewußt und hätte andernfalls diesen gar nicht vermietet - nicht aus Prinzip, sondern wegen der bekannten Begleiterscheinungen. Da für ihn die Vermietung des Saals die wichtigste Einkommensquelle ist, kenne er an sich keine Präferenzen: "Ich trenne Geschäft und privat", sagt Voge.

In dem Bekennerschreiben kündigt die Antifa-Offensive an, ab sofort jede NPD-Veranstaltung in Berlin mit einer "Abreibung" zu vergelten: "Für jede Veranstaltung der NPD", so die Antifa-Täter, werde man "mindestens eine Nazilokalität abstrafen".


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen