© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/07 09. März 2007

Frisch gepresst

Die letzten Tage der DDR. "Kasernendienst - Straßenkämpfe - Atombunker" untertitelt Thomas Fischer sein "dokumentarisches Tagebuch zu den Kasernierten Einheiten des Ministeriums des Innern der DDR 1989/1990". Was womöglich als Grundlage für einen nostalgischen Rückblick auf einen persönlichen Lebensabschnitt angelegt war, entpuppt sich heute als interessantes zeithistorisches Dokument aus der Umbruchzeit der Wiedervereinigung. Der Ost-Berliner Fischer, der im September 1989 nach einer schulbegleitenden paramilitärischen Einweisung in der GST (Gesellschaft für Sport und Technik) zum "letzten Unterführerlehrgang" nach Neustrelitz einberufen wird, beschreibt nicht ohne Stolz die vom militärischen Drill geprägte Ausbildung und führt gleichzeitig in die Strukturen seines Umfeldes ein, das durch den "heißen Herbst" in der DDR in immer wiederkehrende Alarmzustände versetzt wird. Mit dem Mauerfall verändert sich das eingefahrene Leben seiner Einheit vollends - ebenso wie im ganzen DDR-Alltag. Autoritätsverfall, Disziplinlosigkeit und Abwicklung bis zu seiner Entlassung im August 1990 schildert Fischer in seinem Wende-Epos ebenso farbenfroh wie den Weltmeisterschaftstitel "unserer" Mannschaft (Polizeisoldaten. Helios Verlag, Aachen 2006, gebunden, 191 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro).

Ostpreußenhilfe. Viele Ostpreußen, die im Winter 1944/45 zur Flucht aufbrachen, hatten noch direkte Erinnerung an den letzten "Besuch" der Russen in ihrer Heimat. Im August 1914 und nochmals im Februar 1915 besetzten und verheerten russische Truppen fast zwei Drittel der Provinz. Neben etwa 10.000 zivilen Opfern wurden weite Landstriche geplündert und zerstört. Anschließende Kampfhandlungen der Befreiungsschlachten zogen Ostpreußen weiter in Mitleidenschaft. Um die Not in dem einzigen direkt vom Krieg betroffenen deutschen Gebiet samt seinen über 400.000 Flüchtlingen zu lindern, formierte sich eine beispiellose Solidaritätskampagne mit übernommenen Städtepatenschaften und hohem Spendenaufkommen im Reich. Zur Ausstellung im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg "Zum Besten der Ostpreußenhilfe" Anfang des Jahres 2007 ist ein reich illustriertes Begleitbüchlein erschienen, das diese bemerkenswerte Initiative porträtiert (Die Ostpreußenhilfe im Ersten Weltkrieg. Husum Verlag, Husum 2006, broschiert, 71 Seiten, 7,95 Euro)


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