© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/07 09. März 2007

Ehemalige Elitekommandeure unter Druck
Bundeswehr: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Bartels wirft General Günzel "Extremismus" vor und läßt die Pensionsansprüche des früheren KSK-Chefs prüfen
Christian Engel

Der Kieler SPD-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Bartels schafft es nicht oft, daß über ihn berichtet wird. Als Mitglied im Verteidigungsausschuß des Bundestages versucht Bartels, der in den Medien schon mal als "Verteidigungsexperte" bezeichnet wird, sich Profil zu verschaffen.

Derzeit versucht sich Bartels als Kampagnenmacher. "Zielpersonen" sind der ehemalige Kommandeur des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr, Brigadegeneral a.D. Reinhard Günzel, und der ehemalige Chef der GSG 9, Generalmajor a.D. Ulrich K. Wegener.

Wehrmachtseinheit als Vorbild 

Bartels will den beiden verdienten Militärs ihre Pensionen streitig machen, da beide Autoren des Skandalbuches "Geheime Krieger" sind, in dem die drei deutschen Kommandoverbände KSK, GSG 9 und die "Brandenburger" der Wehrmacht in Wort und Bild vorgestellt werden. Letztere machten vor allem wegen ihrer wagemutigen Kommandoeinsätze während des Zweiten Weltkrieges von sich reden, und deren Taktik und Vorgehensweise dienten sowohl der GSG 9 als auch dem KSK als Schulbeispiele. Gemeinsam mit einem der letzten noch lebenden Offiziere der "Brandenburger", Oberstleutnant Wilhelm Walther, veröffentlichten Günzel und Wegener im vergangenen Jahr den Bildband "Geheime Krieger" (Verlag Pour Le Merite, 128 Seiten, gebunden, 2006). Darin bekennen sie sich zu den "Brandenburgern" als militärischem Vorbild für die GSG 9 und das KSK. Wegener wurde vor allem durch die Geiselbefreiung aus der Lufthansa-Maschine "Landshaut" 1977 in Mogadischu zu einer lebenden Legende, Günzel kämpfte mit dem KSK in Afghanistan.

Bartels will jetzt die Pensionsansprüche Wegeners und Günzels prüfen lassen, so sein Parlamentsbüro. Die beiden hätten mit ihren Buchbeiträgen gegen das Mäßigungsgebot verstoßen, welches auch für pensionierte Beamte und ehemalige Berufssoldaten gelte. "Ich habe beide Minister angeschrieben und angeregt zu prüfen, ob das Konsequenzen haben muß", sagte Bartels. "Es handelt sich hier um Extremismus aus einer wohldotierten Pension heraus. Das Mäßigungsgebot besagt aber, daß sich Beamte und Soldaten nicht extremistisch orientieren dürfen." Denkbar sei sowohl die Kürzung der Pensionen als auch die Streichung der Titel "Brigadegeneral a.D." beziehungsweise "Generalmajor a.D.". Mit "Extremismus" meint Bartels im übrigen das Bekenntnis zur Tradition zur Wehrmacht.

Freilich hat Bartels' Vorstoß wenig Aussicht auf Erfolg. So heißt es intern, die Kampagne richte sich auch weniger direkt gegen die beiden Autoren der "Geheimen Krieger", sondern diene zur Disziplinierung der vielen unzufriedenen, oftmals bereits pensionierten ehemaligen Berufs- und Zeitsoldaten, die vor allem nach Beendigung ihrer aktiven Militärzeit die Bundeswehr wegen ihrer Traditionslosigkeit scharf kritisieren. Die Drohung mit dem Entzug der Existenzgrundlage würde so manches "Lästermaul zum Schweigen bringen", heißt es aus Bartels' Umfeld.

Foto: Reinhard Günzel als KSK-Kommandeur: Verdienter Offizier


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