© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/07 09. März 2007

Aufgeschnappt
Für eine buntere Kundschaft
Matthias Bäkermann

Wir wollen zeigen, daß Fremdenfeindlichkeit im Ring-Center keinen Platz hat." Mit dieser klaren Formel erklärt Lutz Heinicke, Leiter dieses Berliner Einkaufszentrums, warum man sich dazu entschlossen habe, Werbung nicht nur in deutscher, sondern auch in türkischer und arabischer Sprache zu drucken. Gemeint sind damit großflächige Plakate für eine Werbe-Lotterie, die seit Anfang März das Berliner Straßenbild bereichern.

Ob den Werbespruch "Hayallerini süsleyen kiyafeti kazan!" oder gleichlautende arabische Schriftzeichen die Kunden der Umgebung lesen können, dürfte aber zweifelhaft sein, denn das Ring-Center liegt an der Bezirksgrenze von Lichtenberg zu Friedrichshain - also im tiefsten Osten Berlins. Wie Ring-Center-Sprecherin Norma Hauschild auf JF-Anfrage erklärte, sei die Reaktion der Kundschaft primär auch "Überraschung" gewesen, da man sich "nicht in einer typischen Ausländergegend" befinde. Allerdings habe sich eine auf Ethno-Marketing spezialisierte Werbeagentur "begeistert von der Idee" gezeigt.

Ihr Chef Heinicke geht sogar noch einen Schritt weiter: Im firmeneigenen Anzeigenblatt sieht er die Kampagne auch als klares Bekenntnis zum Multikulturalismus. Natürlich hoffe man, im Idealfall auch Kunden aus Kreuzberg (34 Prozent Ausländeranteil) anzusprechen, "die uns noch nicht so gut kennen". Primär findet er aber, daß speziell "das multikulturelle Miteinander, das dort jeden Tag gelebt wird, auch dem Ring-Center gut zu Gesicht steht". Etwas schlauer wird man wohl erst Ende März sein, wenn die Auswertung der verschiedensprachigen Lotterielose Aufschluß über diese Absicht geben kann.


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