© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/07 09. Februar 2007

Meldungen

Sperriger Humanismus im Dritten Reich

KÖLN. "Dritter Humanismus" und "Drittes Reich": Da scheint Sprache geistige Nähe zu stiften. Tatsächlich wendeten Zeithistoriker viel Mühe auf, um eine akademische Reformbewegung wegen vermeintlich "faschistischer" Orientierungen zu diskreditieren. Schließlich sei auch Adolf Hitler von der normativen Vorbildlichkeit der Antike überzeugt gewesen, und die Neuhumanisten traten für den "totalen Staatsanspruch" gegenüber dem Individuum ein. Daß trotzdem nur eine vordergründige weltanschauliche Deckungsgleichheit bestand, zeigt Peter Kuhlmanns Studie über "Humanismus und Alte Sprachen im Dritten Reich" (Archiv für Kulturgeschichte, 2/06). Schon vor 1933 sei nur noch ein "verschwindend geringer Prozentsatz" der deutschen Elite "humanistisch gebildet" gewesen. Daran wollte die NS-Schulpolitik nichts ändern. Zudem hätten die Neuhumanisten ihr Ideal einer "Bildungs-aristokratie" weder mit der nivellierenden "Volksgemeinschafts"- noch mit der "Rasse"-Ideologie in Einklang bringen können. "Wahres Menschentum" sollte den Geist, den griechischen Logos, in sich entfalten. Unabhängig von der Rasse richtete sich dieses Bildungsangebot an alle Menschen. Daraus, so Kuhlmann, ergab sich eine "weitgehende Inkompatibilität von Nationalsozialismus und Humanismus", und die Altphilologen hätten sogar über ein pädagogisches Konzept verfügt, "das durchaus als Gegenentwurf gegen die herrschende Ideologie genutzt wurde".

 

Königsberg: Identität von Vernachlässigten

BERLIN. Wie schwer es sein kann, kollektive "Identität" zu stiften, beweist im europäischen Raum am eindrücklichsten die Geschichte des sowjetisch okkupierten nördlichen Teils von Ostpreußen. Der Berliner Historiker Per Brodersen wandelt auf den Spuren seines Kollegen Bert Hoppe ("Auf den Trümmern von Königsberg", JF 41/00) und anderer, die sich neuerdings für die Geschichte des "Kaliningrader Gebiets" interessieren, indem er der chronischen, bis heute virulenten Identitätskrise der russischen Neubevölkerung nachgegangen ist (Osteuropa, 1/07). Im "westlichen Vorposten des großen sowjetischen Vaterlands" schienen die Bedingungen ideal, um endlich den "Sowjetmenschen" aus der Retorte zu schaffen, was an einer nie überwundenen Mangelwirtschaft letztlich gescheitert sei. Gebildet habe sich nur ein höchst negatives "Kaliningrader Regionalbewußtsein", nämlich die allgemeine Überzeugung "furchtbarer Vernachlässigung" durch die Zentralbehörden. Noch nach der Unterzeichnung des Moskauer Vertrages (1970) hätten die Kaliningrader Kader daher über die verbreitete Furcht der "Umsiedler" vor der Rückkehr der Deutschen berichten müssen.

 

Sehr schlechtes Klima auf dem Nachbarplaneten

LONDON. Auf der Suche nach Leben auf dem Mars muß viel tiefer in die Oberfläche des Planeten gebohrt werden als bisher gedacht. Das schließen britische und Schweizer Wissenschaftler aus einer Analyse der auf den Planeten treffenden kosmischen Strahlung. Nach ihren Ergebnissen sind in zwei Metern Tiefe konservierte Zellen durch die Einwirkung der Strahlung schon nach etwa 450.000 Jahren nicht mehr lebensfähig (Geophysical Research Letters, Bd. 34). Wasser und damit die Chance auf Leben gab es jedoch wohl weit vor dieser Zeit. Bei künftigen Marsmissionen sollte daher entweder tief unter Eis oder in neu entstandenen Kratern nach Leben gesucht werden, wo sich die kosmische Strahlung noch nicht so dramatisch ausgewirkt hat, schlägt Lewis Dartnell vom University College in London vor.

 

Erste Sätze

Jede Wirtschaft ist heute gesellschaftliche Wirtschaft.

Albert Hesse, Volkswirtschaftspolitik, Jena, 1928


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