© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 07/07 09. Februar 2007

Antideutsche Attacken
von Christian Rudolf

Das antideutsche Trommelfeuer aus Warschau will kein Ende nehmen. Beinahe schon im Monatstakt hat die Bundesregierung sich nun Vorwürfe anzuhören. Diesmal regt sich die reizbare Außenministerin Anna Fotyga über die Behandlung in Deutschland lebender Polen auf. Polnische Eltern dürften mit ihren Kindern nicht Polnisch sprechen, die "polnische Minderheit" sei von Assimilation bedroht, und der Nachbarschaftsvertrag gehöre neu verhandelt.

Die Attacken von letzter Woche beinhalten viel Demagogie und etwas Wahrheit: Erstens gibt es Scheidungsfälle, wo einem polnischen Elternteil durch Gerichtsentscheid nur ein begleiteter Umgang mit den Kindern erlaubt ist und die deutsche Begleitperson verstehen muß, was zwischen ihnen gesprochen wird. Auch an der Weichsel ist bekannt, daß in Deutschland die Amtssprache Deutsch ist, nicht Polnisch - auch wenn manchen Nationalisten in der Tradition Roman Dmowskis das lieber wäre. Zweitens gibt es in Deutschland Minderheiten - so eine sorbische, eine dänische und eine klitzekleine friesische -, die in ihrer angestammten Heimat siedeln. Davon zu unterscheiden sind politische Flüchtlinge sowie zugereiste Arbeits- und Heiratsmigranten.

Leider hat sich die Bundesregierung mit dem Nachbarschaftsvertrag von 1991 ein Kuckucksei ins Nest legen lassen. Tatsächlich spricht der Vertrag den hier lebenden Polen deutscher Staatsangehörigkeit exakt die gleichen Rechte zu wie der deutschen Minderheit in Polen. Wohl um den Status unserer Landsleute in Schlesien rasch zu verbessern, hat Bonn damals diese Kröte geschluckt. Die stößt nun sauer auf.


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