© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 06/07 02. Februar 2007

Blick in die Medien
Carmens Karton
Ronald Gläser

Plinius sagte: Poetis mentiri licet (Es ist den Dichtern erlaubt zu lügen). Auch Journalisten glauben manchmal einen solchen Freifahrtschein zu haben (viele halten sich wirklich für Poeten). Zum Beispiel bei der New York Times. Die hat mal wieder Quatsch verbreitet. Kaum ist die Jayson-Blair-Affäre vergessen, bei der es um frei erfundene Reportagen ging, da berichtete das führende US-Blatt über Carmen Climaco aus El Salvador. Die 26jährige sitze hinter Gittern, weil sie eine Abtreibung vorgenommen habe. Dazu druckte das Blatt traurige Bilder ihrer elfjährigen Tochter. Climaco - ein Opfer böser Anti-Abtreibungsgesetze in Zentralamerika? Menschenverachtend ist das. Nein, ist es nicht. Die Geschichte war erfunden. US-Abtreibungsgegner haben das herausgefunden. Wahr ist: Die Mutter hat ihr gesundes Kind erdrosselt. Das erbärmliche Geschöpf wurde tot in einem Pappkarton vorgefunden. Dreißig Jahre Knast erhielt die Frau zu Recht. Diese Fakten hat der NYT-Reporter ignoriert. Er hat nicht mal das Urteil gelesen! Stultorum plena sunt omnia, wußte schon Cicero (Alles ist voll von Dummheit).


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