© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 05/07 26. Januar 2007

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema "Gender Mainstreaming", JF 3/07

Im Gefolge der "68er"

Ich muß gestehen, daß mir der Begriff "Gender Mainstreaming" bislang nicht geläufig war, weder in der Übersetzung noch vom Inhalt her, der sich als Ideologie zur Erreichung der geschlechtlichen Gleichstellung, ja des "neuen Menschen" versteht und seit Jahrzehnten mit Netzwerken auf dieses Ziel hinarbeitet. Das neue Elterngeld etwa, das die berufstätige Arbeit einer Ehefrau und Mutter favorisiert, ist ein weiterer Mosaikstein zu diesem Ziel. Es begann wohl im Gefolge der "68er" mit der "Quotenfrau" und setzte sich über alle Bereiche fort. Schon seit Jahren ist auffällig, daß die Dominanz von Frauen immer stärker zunimmt. Das gilt auch für die Gesetzgebung. Und wenn man als Mann wagt, dies alles für bedenklich zu halten, wird man der Frauenfeindlichkeit geziehen. Der Vorwurf der Frauenfeindlichkeit ist heute ähnlich wie Antisemit oder Alkoholiker zu einem Totschlagargument geworden. Man könnte sich als Mann sarkastisch den Islam in Europa herbeiwünschen. Denn der wäre für das "Gender Mainstreaming" ein unüberwindbares Bollwerk.

Prof. Dr. iur. Wolfgang Klatt, Dinkelsbühl

 

Auf Kosten der Männer

Der Ausgangspunkt für das "Gender Mainstreaming" ist der Gleichberechtigungsartikel im Grundgesetz. Schließlich liefert er nicht nur die Legitimation für den staatlichen Eingriff in das Verhältnis zwischen Mann und Frau, sondern schreibt "bestehende Nachteile" fest, auf deren "Beseitigung" es hinzuwirken gelte!

Die natürliche Rollenverteilung, jeder Unterschied zwischen Mann und Frau steht somit unter einem Generalverdacht, der nur durch die totale Angleichung der Geschlechter entkräftet werden kann. Aber nur gleiches kann gleichberechtigt sein. Jeder Frau, die auf die Inanspruchnahme eines vermeintlichen männlichen "Vorrechts" verzichtet, werden so Benachteiligung und Minderwertigkeit suggeriert. Da die totale Angleichung jedoch nie erreicht wird, muß es immer neue Ersatzlösungen geben - auf Kosten der Männer.

Die dadurch verursachten Mißstände zu thematisieren, ist um so wichtiger, als derzeit die "Gleichberechtigung von Mann und Frau" von Politikern und Journalisten aller Couleur voller Stolz als das identitätsstiftende Merkmal westlicher Kultur gerade in der Gegenüberstellung mit dem Islam gefeiert wird. Solange wir uns aber mit diesem Irrtum identifizieren, bleibt uns der Islam hoffnungslos überlegen - die Geburtenraten sprechen für sich.

Philipp Hunold, Coesfeld

 

Ein Gebot der Gerechtigkeit

Die in der JUNGEN FREIHEIT zu Wort kommenden Journalisten, die glauben, sich mit Gender Mainstreaming kritisch auseinandersetzen zu müssen, um die Gesellschaft vor einer totalitären Ideologie zu retten, haben nicht begriffen, worum es bei Gender Mainstreaming eigentlich geht. Auch ist es bezeichnend, daß hierbei fast ausnahmslos Männer das Wort führen. Dem Leser soviel Unsinn und Desinformation zum Thema zuzumuten, ist schon ein starkes Stück und steht ganz im Widerspruch zum publizistischen Anspruch der JF, der mich veranlaßt hat, die Zeitung zu abonnieren.

Gender Mainstreaming will nicht, wie behauptet wird, die Geschlechter gleich machen bzw. Identitäten zerstören, sondern im Gegenteil sollen die jeweiligen sozialen Spezifika bewußt gemacht und berücksichtigt werden. Geradezu pervers ist die Behauptung von Arne Hoffmann, bei GM gehe es um die "gesellschaftliche Etablierung der Vorstellung, es gebe gar keine biologisch determinierte Geschlechtsidentität".

Wer sich mit dem Thema Gender Mainstreaming befaßt, sollte nicht auf abwegige Auslegungen von Randgruppen wie Lesben- und Schwulenvereinen hereinfallen. Auch geht es bei Gender Mainstreaming nicht um eine Steigerung der Frauenförderung, so dringend sie leider in manchen Bereichen immer noch nötig ist, sondern es geht um einen zentralen Aspekt der Demokratie, nämlich um die gerechte Teilhabe von Männern und Frauen an Entscheidungsprozessen, die immer Männer und Frauen gleichermaßen, aber in unterschiedlicher Weise betreffen.

Ich appelliere an die Herren, sich mit dem Thema Gender Mainstreaming mit weniger ideologischen Vorbehalten auseinanderzusetzen, dann werden auch sie erkennen, daß Gender Mainstreaming keine feministische Spinnerei, sondern ein Gebot der Gerechtigkeit ist.

Dore Dinkelmann-Möhring, Waldbronn

 

Klare Rollenmerkmale

Zum Thema Gender-Irrsinn gibt es einen Aspekt, der bisher kaum betrachtet wurde: Nachdem man den deutschen, westeuropäischen männlichen Jugendlichen ihre biologische Rolle endgültig abtrainiert hat - sie also quasi zu Neutren gemacht hat -, dann wird es nur noch in den Parallelgesellschaften in Deutschland Personen geben, die noch über klare männliche und weibliche Rollenmerkmale verfügen. Denn deren Rollenverteilung ist klar: Dort schert man sich überhaupt nicht darum, was ein paar Bürokraten ersonnen haben, um per Ideologie die Biologie außer Kraft zu setzen.

Karsten Reincke, Müggelheim

 

 

Zum Leserbrief von Ronald Schroeder, JF 3/07

Eine verdiente Ehrung

Herr Ronald Schroeder steht vor dem "Rätsel", was Elisabeth Noelle-Neumann zu einer "mutigen Kämpferin gegen das Establishment" qualifiziert. Frau Noelle-Neumann hat zwar nicht die "politische Klasse" bekämpft, denn das war nicht ihre Aufgabe, und eine pauschal verurteilende Fundamentalopposition wird in der Tat wenig erreichen. Zumal in den siebziger Jahren der Staat gegenüber Terroristen und Linksextremisten eher gestärkt werden mußte. Mit ihren Forschungsschwerpunkten - etwa dem Vergleich von Journalisten- und Bevölkerungsmeinung sowie der Frage nach medialer Macht und den damit verbundenen journalistischen Legitimationsproblemen - schwamm Frau Noelle aber gegen den Strom der Sozialwissenschaften und maßgeblichen Medien und hat sich damit bei der Linken viele Feinde gemacht. Sie war es, die die Frage stellte: "Verachten Journalisten ihre Leser?" Und so war dann auch ein Sammelband über Journalisten mit "Angepaßte Außenseiter" treffend zugespitzt betitelt. Dazu gehörte zweifellos Mut. Denn wenn der Begriff des Establishments auch auf die publizistischen "Kommandohöhen" ausgedehnt wird, war sie eine "mutige Kämpferin", die sich viel unfaire Kritik einhandelte. Daß sie zusätzlich Gewalt- und Morddrohungen zu ertragen hatte, ist doch aussagekräftig genug. Zweifellos war es eine goldrichtige Entscheidung der JF, Noelle-Neumann zu ehren.

Was Renate Köcher angeht, so hat sie 1996 keineswegs die Umfrageergebnisse zugunsten der Republikaner gefälscht, wie Herr Schroeder argwöhnt. Vielmehr verknüpfen Demoskopen die rasch wechselnden Stimmungsbilder (zeitweise sieben Prozent für die REP), die sich bei den Wahlumfragen ergeben, grundsätzlich mit der langfristigen Parteibindung. Denn in der Wahlkabine entscheiden sich viele Bürger anders, als sie es in Straßen- oder Telefonbefragungen sagen, weil sie sich an ihrer gewohnten Wahlentscheidung und weniger an kurzfristigen Stimmungen orientieren. Dies muß einkalkuliert werden. Bekanntlich wird im ZDF-Politbarometer auch zwischen "Stimmung für eine Partei" und der durch "Projektionen" erstellten Wahlabsicht unterschieden. Die Parteibindung war bei denjenigen, die die relativ neue Republikaner-Partei in der Befragung nannten, deutlich weniger ausgeprägt als bei den "etablierten" Parteien CDU, SPD und FDP, so daß entsprechende Daten verändert wurden, um als Wahlprognose zu dienen (in diesem Falle wurden 4,5 Prozent angenommen).

Dann geschah etwas, was nicht einkalkuliert wurde: Drei Tage vor der Wahl blockierten PKK-nahe Kurden mehrere Autobahnen in Deutschland und versuchten, sich anzuzünden - das schlug sich auf alle Titelseiten und Fernsehnachrichten ausführlich nieder. Folglich nahmen die ohnehin laufenden Diskussionen über die Abschiebung ausländischer Straftäter kräftig zu und verschärften sich im Inhalt. Dadurch entschieden sich in den drei Tagen bis zum Wahltag am 24. März viele Bürger, entgegen ihrer ursprünglichen Absicht die REP zu wählen. So wich das Wahlergebnis von allen Prognosen deutlich ab.

Im Interview mit Moritz Schwarz nahm Noelle-Neumann in der JF-Ausgabe vom 29. Juni 2001 zu der Frage Stellung, ob das Institut für Demoskopie "die Vorhersagen bezüglich des Wahlerfolgs der REP abgeändert" habe: Daß Frau Köcher "manipuliert" habe, "war eine bösartige Verdrehung einer von der taz kommenden Dame, die damals in Freiburg als Journalistin arbeitete. Renate Köcher stand vor der Wahl, entweder die Stärke der Republikaner zur Zeit des Interviews bekanntzugeben oder den prognostischen Wert, wie sich die Stärke der Republikaner bis zur Wahl noch entwickeln würde. Vor dieser Entscheidung steht man immer, wenn man demoskopische Wahlberichterstattung macht. Sie hatte sich für den tatsächlichen zur Zeit des Interviews gemessenen Republikaner-Wert entschieden. Sie versuchte, das der Journalistin am Telefon zu erklären. Die hat ihr leider in ihrem Bericht das Wort im Munde umgedreht." Damit dürfte das "Rätsel" gelöst sein.

Stefan Winckler M. A., Schöllkrippen

 

 

Zu: "Europaweite Antifa-Klausel" von Doris Neujahr, JF 3/07

Deutscher Größenwahn

Es ist wieder einmal soweit. Hier zeigt sich der typisch deutsche Größenwahn. Schon Hitler wollte ganz Europa seinen Willen aufzwingen. Diesmal ist es Frau Zypries.

Dr. Friedrich Walter, Wankendorf

 

 

Zum Leserbrief von Hans-Joachim Klein, JF 3/07

Ein leichterer Gegner

Dieser Leserbrief enthält bei der völlig berechtigten Erwähnung aller historischen französischen Machenschaften gegen Deutschland auch die "Gewaltherrschaft Napoleons". Wenn man aber die deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts überdenkt, muß man folgendes berücksichtigen: Das außenpolitische Motiv Napoleons war die Brechung der britischen Hegemonie über den Kontinent, die in Gestalt der anglo-amerikanischen "special relationship" praktisch bis heute anhält. Frau Thatcher sprach von der natürlichen Todfeindschaft zwischen England und Deutschland und setzte bis hin zur Intervention bei Gorbatschow alles daran, die deutsche Wiedervereinigung zu verhindern. Niall Ferguson zeigte in seinem Buch "Der falsche Krieg" endlich die britische Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkrieges auf. Denn nicht nur Eduard VII. wußte auf britischer Seite von der Auswirkung der "Entente". Schon 1848 lächelte England "messerwetzend" zur drohenden großdeutschen Einheit (Fernau).

Darum: Hätte Napoleon sich bei Waterloo behauptet, hätte die französische Herrschaft in Deutschland zwar noch angedauert, aber die englische Hegemonie von langer Hand hätte abgewendet werden können, und Frankreich wäre immer ein leichterer Gegner gewesen. Leider war den damaligen Deutschen ein ausgesprochenes Machtdenken wie den Engländern nicht gegeben, und Napoleon war diesen zur See leider nicht gewachsen.

Wolfgang R. Thorwirth, Gummersbach

 

 

Zu: "Wir sind ein nobles Land", Interview mit Peter Gauweiler, JF 2/07

Kein Konservativer

Ganz im Sinne des Peter Gauweiler (CSU) dürfen wir uns nun alle freuen, "daß unser Deutschland in der Welt als ein vergleichsweise nobles Land angesehen wird".

Aber warum sollte etwa Frankreich auch einem Deutschland gegenüber gram sein, das die Vorteile eines Leitwährungslandes ohne Not aufgegeben hat, womit der linksrheinische Nachbar die monetäre Vorherrschaft Deutschlands für immer losgeworden ist? Warum sollte etwa Israel Deutschland als einen unsicheren Kantonisten ansehen, wenn dorthin hochmodernste U-Boot-Technologie verschenkt wird? Und warum sollten die EU-Staaten Ressentiments gegenüber Deutschland hegen, wenn nach der Wiedervereinigung Deutschland im Pro-Kopf-Einkommen des Bruttosozialproduktes im Mittelfeld liegt, der treudoofe deutsche Simplizissimus sich aber bei den Pro-Kopf-Nettozahlungen an die EU im vorderen Viertel der Netto-Beitragszahler befindet? Und schließlich: Warum sollten die USA und andere Staaten Deutschland für eine hierzulande betriebene Geschichtspolitik böse sein, die sich die Reeducation-Protagonisten 1946 in ihren kühnsten Träumen wahrscheinlich nicht vorzustellen vermochten?

Wenn Peter Gauweiler repräsentativ für den deutschen Konservatismus sein sollte, dann können sich alle Fischers, Roths und Müntis dieser Republik feixend auf die Oberschenkel schlagen!

Hans Nickel, Düsseldorf

 

 

Zu: "Merkel-Dämmerung" von Rolf Stolz, JF 2/07

Aber wie sieht die Heilung aus?

Rolf Stolz' Diagnose der unverkennbaren Schwäche der Großen Koalition, im Grunde unserer Politischen Klasse insgesamt, trifft wie stets voll ins Schwarze. Wie aber sehen seine Maßnahmen zur Heilung aus? Eine politische Alternative zu den herrschenden Parteien von außen empfiehlt er. Was denn sonst, möchte man anmerken.

Die einzige realistische Alternative ist bekanntlich eine (rechtsdemokratische) Partei, die nationalen Interessen Vorrang gegenüber fremden einräumt. Sämtliche Ansätze, eine solche im "etablierten" Parteienspektrum zu installieren, scheiterten bislang an der Verweigerung eines Zugangs zu den elektronischen Massenmedien. Der medialen Ausgrenzung unterliegen Rechte unterschiedlichster Provenienz, da der antifaschistische "Kampf gegen Rechts" hierzulande Staatsräson ist.

Wie stellt sich Stolz eigentlich eine Überwindung dieses übermächtigen Kartells aus antipatriotisch tickendem Polit-Establishment, den linken öffentlich-rechtlichen sowie den von supranationalen Konzernen beherrschten privaten Sendeanstalten vor?

Bernd Sydow, Berlin

 

 

Zu: "Auf allen Kanälen präsent" von Paul Rosen, JF 2/07

Unangebrachte Lobhudelei

Die Lobhudelei Paul Rosens auf den Spiegel ist unangebracht. Ich gebe zu, als junger, naiver Student habe ich in den 1960er Jahren auch zunächst eifrig den Spiegel gelesen, es gab ja nichts anderes, und empörte mich entsprechend über "alles" in der BRD, besonders über Strauß. Mir fiel aber dann auf, daß Augstein einen Prozeß nach dem anderen gegen Strauß verlor, daß seine meist überlangen Artikel über angebliche Strauß-Affären keinerlei belastbare oder relevante Fakten enthielten - und daß der eloquente Herr Augstein gegen Ende der sechziger Jahre selber zugeben mußte, weder er noch irgendein linker Politiker fühle sich in der Lage, Strauß in einem Rede-Duell im Fernsehen auf seine "Affären" anzusprechen.

Natürlich hat Augstein sein Blatt als "Sturmgeschütz der Demokratie" gesehen, für andere war es eine "Dreckschleuder". Ich erinnere an die Haß-und-Häme-Kampagnen gegen Kohl. Geradezu tragisch war das Schicksal Uwe Barschels, der, gerade weil er ein Ehrenmann war, von Leuten zum bösen Intriganten gemacht wurde, die dieses Epithet weit eher verdienen. Auch hier diente der Spiegel wieder als "Sturmgeschütz" der Skandalisierung.

Dr. Reinhard Böhler, Lauf

 

 

Zu den Leserbriefen von Bernhard Kaiser, JF 52/06-1/07, und Friedrich Haferland, JF 2/07

Grenzfrage wieder offen?

Es ist dankbar zu vermerken, daß in diesen zwei Leserbriefen den Geschichtsfälschungen bezüglich des sogenannten Ostpolen mit ausführlichen Darstellungen entgegengetreten wird. In Deutschland ist wohl erstmals in der berüchtigten Ostdenkschrift der Evangelischen Kirche von 1965 die verfälschende Gleichsetzung und Rechtfertigung aufgetaucht zwischen der Ostgrenzziehung Polens entsprechend den ethnischen Mehrheitsverhältnissen, wie sie schon Curzon vorgeschlagen hatte, und der Oder-Neiße-Linie, die rein deutsch besiedeltes Land abtrennte.

Die jetzige polnische Regierung hat in ihrer maßlosen Polemik gegen die Treuhand-Forderungen kürzlich nun "angedroht", den Grenzvertrag mit Deutschland in Frage zu stellen. Was kann uns eigentlich Besseres geschehen, als daß die Oder-Neiße-Grenzfrage von Polen wieder für offen erklärt wird? Es fehlt dann nur noch eine deutsche Regierung, die deutsche Forderungen vertritt.

Ernst S. von Heydebrand, Vallendar


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