© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/07 12. Januar 2007

WIRTSCHAFT
Politiker und die soziale Gerechtigkeit
Jens Jessen

Laut einer Umfrage von Allensbach sind 60 Prozent der Parlamentarier der Meinung, daß Vermögen und Einkommen in Deutschland gerecht verteilt sind. Das vertretene Volk ist anderer Ansicht: 56 Prozent halten die Verteilung für ungerecht. Eine Gerechtigkeitslücke haben die Parlamentarier doch ausgemacht: Das System der Rentenversicherung entspreche nicht der Generationengerechtigkeit. Deshalb wollen 70 Prozent die Sozialsysteme über Steuern finanzieren. SPD, Grüne und Linke glauben dadurch die Systeme zukunftssicherer zu machen. Selbst die Unions-Vertreter (59 Prozent) und die FDP-Politiker (50 Prozent) sprechen sich für die Umfinanzierung aus. Unsere Volksvertreter haben die demographische Entwicklung und deren Folgen noch nicht verinnerlicht. Die Zunahme der Älteren und die abnehmende Zahl von Kindern bedeutet, daß auch die Zahl der potenten Steuerzahler in Zukunft abnimmt. Die Zahl der Rentner steigt, die der Erwerbstätigen sinkt.

Die Kosten für Renten und Gesundheit galoppieren, das Bruttoinlandsprodukt schmilzt. Die Staatsverschuldung liegt derzeit bei 18.680 Euro pro Bürger. 2050 werden es knapp 23.000 Euro sein. Allerdings nur, wenn keine zusätzlichen Schulden gemacht werden. Die Zinsen fressen mehr und mehr die Steuereinnahmen bei sinkender Bevölkerung auf. Für die Sozialsysteme bleibt weniger übrig - die sozialen Systeme implodieren oder die Steuerlast explodiert. Die Generationengerechtigkeit geht flöten. Die Politiker wird das nicht verzweifeln lassen. Manche denken schon an mehr Zuwanderer. Das führte in der Vergangenheit nur zu einer Einwanderung in die deutschen Sozialsysteme. Vielleicht ist das den Repräsentanten unseres Volkes auch unbekannt.


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