© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 03/07 12. Januar 2007

Verschiebebahnhof
von Ellen Kositza

Auf dem Verschiebebahnhof Familienpolitik wird der Faktor Kind, dieses knappe Gut, gehandelt wie eine Ware, die es unterzubringen gilt. Weil der SPD die ganztägige Fremdbetreuung als Nonplusultra gilt, sollen die entsprechenden Mehrkosten von allen Eltern mitfinanziert werden. Freilich auch von den garantierten Nicht-Profiteuren ohne erweiterten Betreuungsbedarf oder ohne Kleinkinder. Eingefroren werden soll dafür das nun ohnehin verkürzt ausgezahlte Kindergeld, das bekanntlich nur einen Bruchteil jener Mehrbelastungen deckt, die Eltern im Gegensatz zu Kinderlosen aufzubringen haben. Da es 2010 - dann soll nach dem Willen der SPD der Krippen- und Ganztagszirkus aufgebaut sein - rund 15 Prozent Kinder weniger geben wird als heute, ergeben sich für die öffentliche Hand dadurch rund 3,5 Milliarden Minderausgaben jährlich, die zur Verfügung stünden, ohne den Eltern die in die linke Tasche gesteckte Unterstützung aus der rechten wieder entnehmen zu müssen, wie der familienpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Johannes Singhammer, betonte.

So oder so wird verschoben, Gelder wie Kinder, ohne sich den Kernfragen zu stellen, die über die Zukunftsfähigkeit unseres Landes entscheiden: Weder wird ein bißchen mehr Knete Zeugungslust entfachen - was in der Tat bedenklich wäre -, noch wird dies ein wie auch immer ausgefeiltes Fremdbetreuungssystem leisten. Ob schließlich ein Kind das Aufwachsen unter "Bezugspersonen" dem Nachmittag im Elternhaus vorzieht - und was ihm im Normalfall besser täte! -, fragt schon lange niemand mehr.


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