© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/07 5. Januar 2007

Frisch gepresst

Dantes Kosmos. Der Schweizer Ammann-Verlag wird außerhalb der Eidgenossenschaft vom deutschsprachigen Feuilleton in der Regel nur deshalb wahrgenommen, weil der "portugiesische Kafka" Fernando Pessoa (1888-1935) mit seinem Werk dort eine Heimstatt gefunden hat. Das sollte, so möchte man wünschen, sich mit dem Erscheinen des Buches von Bruno Binggeli ändern (Primum Mobile. Dantes Jenseitsreise und die moderne Kosmologie. Ammann Verlag, Zürich 2006, gebunden, 528 Seiten, Abbildungen, 29,90 Euro). Zumindest die FAZ hat mit Joseph Hanimanns fast ganzseitiger hymnischer Besprechung ihren Anteil dazu beigetragen. Die Großstudie, die dank ihrer üppigen Illustration zu den schönsten Büchern der letzten Jahre zählt, hat sich nicht weniger vorgenommen, als die kosmologischen Einsichten des Spätmittelalters, wie sie in Dantes "Göttlicher Komödie" fixiert wurden, mit denen der Astrophysik des 21. Jahrhunderts zu parallelisieren. Mitunter verführt ihn seine Dante-Begeisterung zu kühnen Analogien, aber das sieht der Leser dem Baseler Gelehrten sicher gern nach, weil er ihn mit selten faszinierender didaktischer Gabe in die naturwissenschaftliche Basis der weltbildlichen "Wiederkehr des Gleichen" von Dantes Kugelschalen bis zum Urknall einführt.

Geschlechterkampf. Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern. Dieses Schicksal schneller Vergänglichkeit ist gerade in Tageszeitungen so manchem klugen Artikel beschieden. Dennoch gibt es Ausnahmen wie den am 19. Juni in der FAZ erschienenen Hintergrundartikel "Politische Geschlechtsumwandlung" von Volker Zastrow, derzeit Politik-Chef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Seine bissige Kritik an der ideologisch aufgeladenen gesellschaftlichen Implantation des unverständlichen Begriffes Gender Mainstreaming - womit eine feministische Gleichschaltung gemeint ist -, hat dann auch zu ebenso aufgeregten wie haßerfüllten Attacken feministischer Apologetinnen geführt. Die Zeitschrift Emma wählte Zastrow prompt zum "Pascha des Monats", und die Tübinger Germanistin Andrea Geier zeterte über die "geschlechterpolitische Rhetorik der Diffamierung". Nun liegt sein brisanter Aufsatz ebenso wie sein in die gleiche Richtung zielender Essay "Der kleine Unterschied" (FAZ vom 7. September) in Form eines kleinen Büchleins vor (Gender. Politische Geschlechtsumwandlung. Manuscriptum Verlagsbuchhandlung, Waltrop und Leipzig 2006, gebunden, 58 Seiten, 6,80 Euro).


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