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24/05 10. Juni 2005
WIRTSCHAFT Gerade hatte die öffentlichrechtliche Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten in Deutschland (ARD) eine Verfassungsklage beschlossen, weil ihr die bevorstehende Gebührenerhöhung als zu gering erscheint, da veröffentlicht der Evangelische Pressedienst epd-Medien eine brisante Untersuchung. Der Produzent der ARD-Vorabendserie "Marienhof", die Bavaria Filmgesellschaft, mehrheitlich im Besitz der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (WDR, SWR und MDR), kassiert seit vielen Jahren Schmiergelder für die Plazierung von Werbebotschaften in den "Marienhof"-Folgen. Die Bavaria hat den Tatbestand gestanden. Die öffentlich-rechtliche ARD zeigt sich entsetzt, aber offensichtlich mehr, weil das rechtswidrige Geschäftsgebaren jetzt der Öffentlichkeit bekanntgemacht wurde. Die peinlich-penetrante Schleichwerbung mag zwar auf den typischen Konsumenten der "Marienhof"-Schmonzetten nur unterbewußt wirken (das ist ja auch schließlich der Sinn), dem nüchternen Betrachter - und diese Charakteristik sei einfach einmal den Programmverantwortlichen unterstellt - mußte die oft tolpatschig primitive Anpreisung jedoch sofort ins Auge springen. Eine Unterbindung der unzulässigen Produktpropaganda erfolgte jedoch nicht. Den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten geht es offensichtlich so schlecht, daß ihnen jedes - auch nichtöffentliche - Mittel der Geldbeschaffung recht ist. Wer den immer seichteren Inhalt der Sendungen betrachtet, die ARD und ZDF als "Bildungs- und Informationsauftrag" verstehen, wird nochmals bestärkt: Die Zwangsgebühren gehören abgeschafft oder auf ein Minimum begrenzt. Soll die ARD doch ihre Einnahmen aus Schleichwerbung heraufsetzen. |