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39/04 17. September 2004
Außenstellen des Gulag-Systems Etwa 130 Teilnehmer trafen sich am vergangenen Samstag in der Gedenkstätte
Sachsenhausen (Oranienburg), um an die Opfer des kommunistischen Terrors im
sowjetischen Speziallager (1945-1950) am gleichen Ort zu erinnern. Der Einladung
der Arbeitsgemeinschaft Lager Sachsenhausen (1945-1950) waren neben den
Vorsitzenden der beiden größten Opferverbände der kommunistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland, des Bundes der stalinistische Verfolgten (BSV)
und der Vereinigung für die Opfer des Stalinismus (VOS), Eva-Maria Storbeck und
Bernd Stichler, auch der stellvertretende Vorsitzende der
SPD-Bundestagsfraktion, Hans-Joachim Hacker, sowie der stellvertretende Landrat
und Dezernent für Recht, Sicherheit und Ordnung des Landkreises Oberhavel,
Michael Ney, gefolgt. Die seriöse historische Forschung belege eindeutig, daß die sowjetischen Speziallager "Außenstellen des Archipel Gulag" darstellten und keineswegs Orte, die zur Sühnung von NS-Verbrechen dienen konnten. Obwohl somit eindeutig klargestellt sei, daß es sich um Einrichtungen handelte, die für staatliche totalitäre Verbrechen genutzt wurden - wie bei den NS-Opfern -, werde auch heute noch den kommunistisch Verfolgten und ihren Angehörigen das Gedenken an ihre umgekommenen Brüder und Schwestern erschwert. Nachweislich gebe es massiven Widerstand dagegen: So falle sowohl in Buchenwald
als auch in Sachsenhausen dem unvoreingenommenen Betrachter schnell ins Auge,
daß zwar das Gedenken an die Opfer der Jahre 1945-1950 prinzipiell ermöglicht
werde, jedoch möglichst weit "nach hinten versetzt und unkenntlich". Als Ursache für diese bedauerliche Entwicklung benannte Schuller das Fehlen einer wirklich kritischen Auseinandersetzung mit dem kommunistischen Regime in der westdeutschen Gesellschaft. Diese Entwicklung habe sich bereits früh abgezeichnet: "In der Bundesrepublik war man froh darüber, sich dem wirtschaftlichen Aufbau widmen zu können, und hat sich zu wenig um die DDR und was dort geschah, gekümmert." Bezeichnend sei in diesem Zusammenhang, daß erst Anfang 1990 anläßlich der Entdeckung von Massengräbern unter anderem in Sachsenhausen umfangreiche Berichte in den Medien zum Thema Speziallager erschienen seien: Dabei habe sich schnell gezeigt, daß nicht nur für weite Teile der mitteldeutschen Bevölkerung, sondern auch für die meisten Westdeutschen erstmals die sich darin widerspiegelnden Ausmaße des kommunistischen Terrors in Mitteldeutschland so eindringlich präsent geworden seien. Selbst bereits lange in der Bundesrepublik lebende Opfer und ihre Angehörige
hatten diese Kapitel ihrer Biographie häufig verdrängt, da sie allzu oft bei den
ersten Versuchen, über das Thema zu sprechen, auf die Verständnislosigkeit ihrer
Mitmenschen gestoßen waren. Heute müsse man - so Schuller - leider das Fazit ziehen, daß es "unwahrscheinlich" sei, in dieser Angelegenheit "noch zu einer Verständigung" zu kommen. Aus diesem Grund sei die Trennung in unterschiedliche Arbeitsgruppen letztlich unvermeidlich, da es ein "unhaltbarer Zustand" sei, daß "andere über die Art und Weise des Gedenkens an die Speziallager-Opfer bestimmen". Zu diesem Zwecke sollten sich die deutschen Organisationen enger mit den Opferverbänden in Osteuropa zusammenzuschließen, die ähnliche Ziele verfolgen, um den gemeinsamen Anliegen künftig stärker Gewicht zu verleihen. |