© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    51/01 14. Dezember 2001

 
Frisch gepreßt

Dresden 1945. Als 1999 die Fortsetzung von Walter Kempowskis kollektivem Tagebuch „Echolot“ erschien, die „Fuga furiosa“, welche die Monate Januar und Februar 1945 ins Gedächtnis rief, schrillten beim Rezensenten der Frankfurter Rundschau sofort die Alarmglocken: Hier fehle die „Welt der Täter“ und Kempowski präsentiere statt dessen die Toten der Vertreibung und der Bombenangriffe auf Dresden als „Opfer eines an den Deutschen begangenen Holocaust“. Wer das nicht in der teuren Langfassung des Werkes überprüfen möchte, kann jetzt zu dem Teil greifen, der „Dresden“ ins Zentrum rückt (Der Rote Hahn. Dresden im Februar 1945. Goldmann Verlag, München 2001, 380 Seiten, 24 Mark).

Baltische Länder. Die schon mehrfach in der JF vorgestellte Reihe „Ost- und Südosteuropa - Geschichte der Länder und Völker“ aus dem Friedrich Pustet Verlag (Regensburg 2001, 269 Seiten, 49,80 Mark) wurde um ein weiteres Werk ergänzt. Wie schon die Vorgängertitel ist auch der von Michael Garleff, Privatdozent an der Universität Oldenburg, verfaßte Überblick „Die baltischen Länder“ ein kundig geschriebener Band über die drei jungen Staaten an den östlichen Gestaden der Ostsee, die nach langen Jahren der Sowjetzeit wieder ins Blickfeld Mitteleuropas gerückt sind. Die am Stand der aktuellen Forschung orientierte Beschreibung der äußerst hetorogenen Geschichte Estlands, Lettlands und Litauens, die über die Jahrhunderte vielen segensreichen und noch mehr blutigen Einflüssen der um diese Region ringenden Mächte Rußland, Schweden, Deutschland, Polen und Dänemark ausgesetzt waren, ist deutlich besser, als die etwas sparsame Einbindung vermuten läßt.

Zwangsarbeiter. Im Kontext der Entschädigungszahlungen an ausländische Zwangsarbeiter, die während des Krieges in Deutschland arbeiten mußten, stellt Gustav Krüger in seiner umfangreichen Arbeit die ebenso Zwangsarbeit verrichtenden Deutschen vor, die jedoch unentschädigt blieben und wahrscheinlich bleiben werden. Schwerpunkt seiner in einigen Teilen tendenziösen Dokumentation sind die Erlebnisberichte vieler Betroffener, die in den Siegerstaaten torturenreiche und traumatische Jahre verbringen mußten, viele ohne Wiederkehr in ihre Heimat (Zwangsarbeiter. Die zwei Seiten einer Medaille. WPR, Hamburg 2001, 645 Seiten, 48,90 Mark).


 
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