© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    50/01 07. Dezember 2001

 
Kein Boykottaufruf
Kinoverband warnt vor Knebelverträgen mit Verleihfirmen
Thorsten Thaler

Der Geschäftsführer des Hauptverbandes Deutscher Filmtheater (HDF), Andreas Kramer, hat gegenüber der JUNGEN FREIHEIT dem Eindruck widersprochen, sein Verband rufe zum Boykott des am 19. Dezember startenden Films „Der Herr der Ringe“ auf. Das Nachrichtenmagazin Focus hatte in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, der HDF erwäge einen solchen Boykott, falls der US-Produzent Warner Brothers mit ähnlichen Knebelverträgen agiere wie beim Kinohit „Harry Potter und der Stein der Weisen“.

In einem Schreiben des HDF an seine Mitglieder heißt es, die Filmtheater sollten angesichts der von Warner Brothers „einseitig und ohne Verhandlungsspielraum verschärften Bedingungen ernsthaft prüfen“, ob bei vergleichbaren Verleihkonditionen der „Herr-der-Ringe“-Film „betriebswirtschaftlich tragbar, sinnvoll und zumutbar ist“. Das sei jedoch kein Boykottaufruf, so Kramer am Montag auf Nachfrage der JF.

Wer eine der 1.226 Harry-Potter-Kopien in Deutschland erhalten wollte, habe sich nach Angaben des HDF etwa verpflichten müssen, jede Kopie drei Mal täglich abzuspielen. Außerdem seien die Kinobetreiber verpflichtet worden, den Film am 24. und 31. Dezember zu spielen. Zusätzliches Personal und Überstunden müßten jedoch von den Kinobetreibern bezahlt werden. Ein ausführlicher Beitrag zur „Herr-der Ringe-Verfilmung folgt in der nächsten JF-Ausgabe am 14. Dezember.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen