© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    49/01 30. November 2001

 
Meldungen

Weißrußland bei der Selbstauflösung zusehen

BONN.Weißrußland könnte sich für die nächsten Jahre zu einem Unruheherd am Rand von EU und Nato entwickeln. Diese Ansicht vertritt der an der Münchener Bundeswehrhochschule lehrende Politikwissenschaftler Michael Staack (Internationale Politik, Heft 10/01). Geprägt von wirtschaftlichem Niedergang, verfallende Infrastruktur und sowjetnostalgischer Grundstimmung isoliere sich die letzte europäische Diktatur unter ihrem Präsidenten Alexander Lukaschenko zunehmend selbst. Von EU-Seite solle der Prozeß einer unkalkulierbaren Selbstauflösung gleichwohl nicht aufgehalten werden. 1997 eingefrorene EU-Hilfsprogramme dürften wieder aufgelegt werden. Stattdessen gelte es, auf informellen Kanälen den Aufbau einer weißrussischen „Zivilgesellschaft“ zu fördern.

 

Plädoyer für Neuauflage von Anti-Springer-Aktion

OPLADEN. Ein Vorläufer der 68er Bewegung feiert in einer Sondernummer ihres Organs vorgänge ihren 40. Geburtstag. 1961 gründete der ostpreußische Publizist Gerhard Szczesny die Humanistische Union, die bald ein Sammelbecken für alle Kritiker und Gegner der „restaurativen“, vorgeblich im „christlichen Totalitarismus“ befangenen Adenauer-Republik bildete, ein Reservoir aus dem sich personell und ideologisch „68“ genauso speiste wie die Protestbewegungen der siebziger Jahre. Unter Dutzenden von Gratulanten findet sich auch der Agitpropkünstler Klaus Staeck, der ein „Plädoyer für eine Neuauflage der Anti-Springer-Aktionen“ hält. Staeck ist der nicht ganz unbegründeten Ansicht, daß die Anbiederung der SPD-Führung an ein Blatt wie Bild den Tiefstand politischer Moral signalisiere.

 

Gesetze regulieren die große Wanderung nicht

BERLIN. Mit dem flotten Slogan „Wandere sofort und zahle später!“ werben Schleuserringe in indischen Zeitungen um potentielle Kunden. Dieser gezielten Anwerbung, so führt der Bamberger Migrationssoziologe Thomas Müller-Schneider aus (Berliner Journal für Soziologie, H. 3/01), werde durch die Legalisierung in Zuwanderungsgesetzen keinesfalls das Wasser abgegraben. Die „globale Werteintegration“ hat die Erwartungshaltungen in der „Dritten Welt“ bereits so einschneidend verändert, daß - im Gleichschritt mit den gestiegenen Mobilitätschancen und der sich weiter öffenden Einkommensschere zwischen Nord und Süd - die große Wanderung anhalten werde. Magnetische Anziehungskraft gehe zudem vom illegalen Arbeitsmarkt aus, den die neoliberal geprägten europäischen Regierungen nicht austrocknen wollen.


 
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