© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    49/01 30. November 2001

 
Störende Friedhöfe
Kriegsgräber mit Gefallenen des Ersten Weltkrieges behindern den Bau eines dritten Pariser Flughafens
Alexander Barti

Die französische Regierung plant, neben den zwei schon bestehenden Flughäfen von Paris, Roissy und Orly, einen dritten zu bauen. Dieser dritte Flughafen soll in der Gegend um Chaulnes, bei den Ortschaften Villers-Bretonneux, Vermandovilliers, Lihons und Rosiéres-en-Senterre errichtet werden, dort, wo die Erde im Ersten Weltkrieg während der erbitterten Somme-Schlachten mit Blut getränkt wurde.

Die Lage ist geschickt gewählt, denn Paris im Süden und Brüssel im Norden sind auf der Autobahn A1 in einer Stunde zu erreichen. Auch die Trasse des Hochgeschwindigkeitszuges TGV verläuft neben der A1. Der Haken dabei: die Gegend ist voll mit Soldatenfriedhöfen. Bei Lihons liegen 6.000 Franzosen, bei Vermandovilliers 23.000 Deutsche und in Rosiére 66 Australier begraben. Das internationale Abkommen über die Kriegsgräber verbietet das Einebnen dieser Friedhöfe, erlaubt aber eine würdevolle Umbettung. Auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT erklärte der Pressesprecher der Bundesgeschäftsstelle des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Kassel, Fritz Kirchmeier, man wolle erstmal die Entwicklung abwarten und nicht im Vorlauf der französischen Planungen intervenieren. Die Australier sehen die Angelegenheit nicht so locker: Sie hätten nichts gegen eine würdevolle Umbettung ihrer 66 Gefallenen, fänden es aber angemessen, wenn der neue Flughafen nach dem australischen Offizier Sir John Monash benannt würde. Monash hatte zwischen dem 7. und 14. August 1918, als Befehlshaber eines australischen Korps, die deutschen Truppen aus Amiens zurückdrängen können. Man rechnet nicht damit, daß der neue Flughafen vor dem Jahre 2020 in Betrieb genommen wird.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen