© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/01 16. November 2001

 
Frisch gepreßt

Germanenideologie. Wenn der emeritierte Frankfurter Skandinavist Klaus von See nicht im noblen Ambiente seines Westend-Domizils die düstere Welt der Edda erforscht, beschäftigt er sich mit der Germanenideologie als dem Kernstück jenes Prozesses der Herausbildung deutscher Identität, der zwischen 1789 und 1914 eine eigentümlich organologische Vorstellung von „Volksgemeinschaft“ zeitigte. Seine kleine Ideengeschichte „völkisch-nationalen Denkens“ sollte zwar in der Regalreihe neben Armin Mohler nicht fehlen, ist jedoch leider nicht die versprochene „erheblich erweiterte“ Fassung der Ausgabe von 1975 (Klaus von See: Freiheit und Gemeinschaft. Völkisch-nationales Denken in Deutschland zwischen Französischer Revolution und Erstem Weltkrieg. Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 2001, 212 Seiten, Abbildungen, 39,80 Mark).

Habsburger und Wettiner. „Tu felix austria nube“, diese Richtlinie der dynastischen Politik Habsburgs galt nicht nur für die Renaissance, sondern auch später. Daß die vielen Ehen zwischen den katholischen Österreichern und den protestantischen Sachsen - die Wettiner konnten religiös improvisieren - die Macht der Habsburger wenig vergrößerte, lag eher an der ungeschickten Bündnispolitik der Dresdner. Die Autorin versteht es, die historischen Fakten mit höfischen Inneneinsichten aufzubereiten, dargestellt in kurzweiliger Klatschreporter-Manier (Gabriele Praschl-Bichler: Dresden und Wien. Allianz der Dynastien. Amalthea Verlag, München 2001, Abbildungen, 175 Seiten, 49,90 Mark).

Milosevics Erben . Die Autorin Åsne Seierstad beschreibt ein Land, daß uns wegen des „Kosovo-Krieges“ zum fremden „weißen Fleck“ Europas wurde - Serbien. Die „Journalistin des Jahres“ aus Norwegen begleitete zwei Jahre verschiedene Menschen des Balkanstaates durch ihren Alltag, frustierte Altkommunisten, desillusionierte Kosovoflüchtlinge und perspektivlose Arbeitslose. Weniger die allgegenwärtigen Trümmer der „Aggression der Nato“, oder die Kollabierung der ehemals kommunistischen Wirtschaft traumatisieren die Serben, sondern sie leiden darunter, „die Paria Europas zu sein“, ungewollt und ausgestoßen (Åsne Seierstad: Mit dem Rücken zur Wand. Titos Erben. Merlin Verlag, Gifkendorf 2001, 288 Seiten, 24 Mark).


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen