© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/01 16. November 2001

 
CD: Metal
Spreu und Weizen
Thorsten Thaler

Wir Konsumenten dürfen uns nicht weiter verarschen lassen! Wir dürfen nicht jedem Hype hinterherspringen, sondern wir müssen diesen Bands, den verantwortlichen Managements und Plattenfirmen den Mittelfinger entgegenstrecken. Laßt uns alte Werte wie Ehrlichkeit und Einigkeit wieder ehren, laßt uns die Spreu vom Weizen trennen. Vielleicht können wir so dem Veröffentlichungswahn entfliehen und somit die Bands unterstützen, die es wirklich verdient haben. Tod allen Retortenbands und Hypes!“ Die Haßtirade des Anonymus in der Metal-Zeitschrift Heavy richtete sich gegen immer neue Bandgründungen, „diese vielen gesichtslosen Nachahmer“ in der Schwermetall-Szene. Tatsächlich ist die Branche fast unüberschaubar geworden. Wer die einschlägigen Fachmagazine verfolgt, kann einen Eindruck gewinnen von der Vielgestaltigkeit einer Musikszene, die bis vor ein paar Jahren noch ein Nischendasein fristete. Inzwischen sprießen neue Formationen wie Pilze aus dem Boden, und die Plattenfirmen überschwemmen Monat für Monat den Markt mit Dutzenden von neuen CDs. Aus diesem Angebot die Perlen herauszufischen, fällt zunehmend schwer.

Zu den Gruppen, die es verdient haben, aus der Masse der Namenlosen hervorgehoben zu werden, gehört Human Fortress. Die aus Hannover stammende Metalband hat mit „Lord Of Earth And Heavens Heir“ (Limb Music) kürzlich ein Debütalbum vorgelegt, das aufhorchen läßt. Melodiöse Metalsongs mit epischen Einflüssen wechseln sich mit schnellen, kraftvollen Speed-Nummern ab und spiegeln so die musikalische Vielfalt der sechsköpfigen Formation um Sänger Jioti Parcharidis. Die Bandbreite der von Tommy Newton, Ex-Gitarrist von Victory, in seinem Celler Studio produzierten Lieder reicht vom treibenden Opener „The Dragons Lair“ über das balladeske „Forgive & Forget“ bis zum epischen „Little Flame“. Glanzstück der elf Songs und Anspieltipp ist aber das vielschichtig komponierte, orchestrale Titelstück „Lord Of Earth And Heavens Heir“ - ein Muß für jeden Power-Epic-Metal-Fan. Human Fortress braucht den Vergleich mit alteingesessenen Platzhirschen wahrlich nicht zu scheuen.

Eine deutliche Spur härter kommt das Münchner Sextett Stormhammer daher, das im vergangenen Jahr von den Lesern des Metal Heart Magazins zur „Newcomerband des Jahres 2000“ gewählt wurde. Mit einem neuen Frontmann, dem Ex-Sänger der Schweizer Metalband Drifter, Tommi Lion, hat die Gruppe jetzt nach ihrem Debütalbum „Fireball“ eine zweite empfehlenswerte CD veröffentlicht. „Cold Desert Moon“ (Century Media) enthält zwölf rasante, vor Energie und Kraft strotzende Songs, die dem Hörer keine Verschnaufpause gönnen. 


 
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