© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/01 09. November 2001


Merkels Waldarbeiter
von Steffen Königer

Ein Machtwort wollte Angela Merkel sprechen. Dafür ist die Parteivorsitzende der CDU am vergangenen Sonnabend beim Landesparteitag im westfälischen Hagen vorstellig geworden und hielt eine Rede, die den Zuschauer nur in einem Punkt überzeugte: Die Union ist noch immer viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Darüberstehen wäre doch ein probates Mittel gewesen, um jedweder Kandidatenkür oder neuartigen Zeitvorschlägen aus Presse und Partei zu begegnen. Statt dessen verteilt die Stralsunderin heftige Nackenschläge: Erwin Teufel wurde wegen seines Terminvorschlages für die Wahl des Kanzlerkandidaten abgewatscht, Michael Glos ob seiner Anregung, Wolfgang Schäuble mehr in das Rampenlicht zu rücken, als Quertreiber ausgemacht. Jedes Mal, „…wenn wir wieder halbwegs auf den Beinen sind, kommt so ein kleiner Hieb von hinten aus den bayerischen Wäldern“, wußte die CDU-Vorsitzende eine Erklärung für die Ansicht, ihre Partei sei ein Hühnerhaufen. Viel wird noch geredet werden, bis ein Kandidat endlich feststeht. Angela Merkel hat sich und der Partei jedoch einen Bärendienst erwiesen, die Bayern als Hinterwäldler abzutun. Wer wie Merkel den Willen hat, eine große Oppositionspartei wieder regierungsfähig zu machen, der sollte süddeutsche „Waldarbeiter“ nicht auf solche Art brüskieren.

Da nützt auch die Bemerkung von der Chefin der Jungen Union, Hildegard Müller, nichts, daß es eine Frau immer schwerer in der Politik habe, als ein Mann - Merkel zeigte lediglich, daß ihre Nerven blank liegen und das hat mit Geschlechterkampf gar nichts zu tun.


 
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