© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    45/01 02. November 2001

 
UMWELT
Patentrezepte von Greenpeace
Volker Kempf

Über 25 Jahre Umweltdebatte hat es gebraucht, damit die Umweltschützer von „Greenpeace“ die Erkenntnis gewinnen, der Welthunger sei ein Problem der Umverteilung, nicht der Lebensmittelproduktion. Ein möglicher Zusammenhang zur Weltbevölkerungszahl wird gar nicht erst hergestellt, jedenfalls nicht in der aktuellen Pressemitteilung zur Greenpeace-Studie „208 Rezepte gegen den Welthunger“.

Die Vergangenheit hat gezeigt, daß durch Lebensmittel-Billigimporte in Afrika und Asien die dortige Wirtschaft ruiniert wird. Auch erscheint es fraglich, einzig darauf zu setzen, daß alle Menschen weniger Fleisch essen, damit für alle mehr pflanzliche Nahrung bleibt. Reiche Menschen leisten sich nun einmal mehr tierische Produkte. Das wird auch für jene Länder gelten, die aus dem Schattendasein des Existenzminimums heraustreten. Greenpeace leistet dem Kampf gegen Naturzerstörung und Welthunger einen Bärendienst, wenn es so gewaltige Probleme simplifiziert. Es geht um mehr, als nur um die Frage, ob Lebensmittel chemisch oder ökologisch hergestellt werden und wohin Lebensmittelüberschüsse verteilt werden. Die Welt ist leider etwas komplizierter.


 
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