© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/01 26. Oktober 2001

 
Mal wieder eifrig die Welt verbessern
Pressefreiheit: Globalisierungsgegner verweigern Redakteur der JUNGEN FREIHEIT  Zutritt zu ihrem Kongreß
Alexander Barti

Spätestens seit den furchtbaren Ausschreitungen in Genua beim G-8-Gipfel haben die Globalisierungsgegner einen Namen: Attac. Was so martialisch klingt, ist die Abkürzung für den französischen Zungenbrecher Association pour la taxation des transactions financières pour l´aide au citoyen. Demnach soll das internationale Kapital durch eine „Transaktionssteuer“ gezähmt werden; die so erzielten Einnahmen sollen „dem Bürger“ zugute kommen. Die Idee ist nicht neu. James Tobin hatte den Gedanken schon in den 1970er Jahren und bekam dafür den Nobelpreis. Heute hält Tobin die Attac-Aktivisten für unbedachte Eiferer und distanziert sich von ihren Praktiken.

Vom 19. bis 21. Oktober tagte die internationale Attac-Bewegung in Berlin. Für den Auftakt sorgte der Präsident der Bewegung, Bernard Cassen (63), außerdem Generaldirektor der liberalen Zeitung Le Monde diplomatique.

Wer den Veranstaltungskalender des Kongresses durchgeschaut hat, konnte eine Vielzahl von „kritischen“ Workshops im Angebot finden. Für eine linke Strömung (fels), Netzwerk gegen Konzernherrschaft, Linksruck, Grüne Jugend, Sozialistische Alternative (SAV) heißen zum Beispiel die illustren Subunternehmer und lassen keinen Zweifel an der ideologischen Richtung von Attac aufkommen.

Als der grüne Europaabgeordnete Daniel Cohn-Bendit in seiner Rede darauf hinwies, daß der Wille zur Macht in der menschlichen Natur liege, wurde er ausgepfiffen und ausgebuht. Der Eifer wurde später damit entschuldigt, daß die Teilnehmer jung und ungeduldig seien. Daß sie der JF-Redaktion per Fax Hausverbot erteilt hatten, um so eine freie Berichterstattung zu verhindern, hat mit Ungeduld weniger, mit Intoleranz aber um so mehr zu tun. Die Attac-Führer scheinen nicht zu bemerken, daß sie den totalen Markt durch eine totalitäre Doktrin ablösen wollen. Offenbar haben sie nichts dazugelernt.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen