© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/01 26. Oktober 2001


Christliche Alternative
von Günter Wiese

Vor knapp acht Monaten haben sich fünf Einzelgewerkschaften des DGB zu einer einzigen Gewerkschaft (ver.di) zusammengeschlossen. Offensichtlich war lediglich das Streben nach unermeßlicher Macht der Ratgeber. Der alte Grundsatz „ein Betrieb - eine Gewerkschaft“ wurde aufgegeben. Dafür sind jetzt über 1.000 Berufe vom Banker über den Busfahrer bis zum Müllwerker unter dem Dach einer Gewerkschaft zusammengeschlossen. Die Betriebe werden durch betriebsfremde, gut bezahlte Funktionäre von außen mitbestimmt; der einzelne Arbeitnehmer ist nicht mehr durch Kräfte seines Vertrauens aus dem eigenen Betrieb vertreten. Er ist verärgert, daß sich „die da oben“, die er nur noch aus dem Fernsehen kennt, auch noch mit seinen Beitragsgroschen die Taschen mit zigtausend Mark vollstopfen und sich ihr Gehalt verdoppeln, während er mit 1,x Prozent abgespeist wird.

Er wehrt sich durch Austritt. Hier sind auch die 150.000 verlorengegangenen ver.di-Mitglieder zu suchen. Wer die Arbeitnehmer wie Ware in die Gewerkschaft übernimmt - wie ab 1990 in den neuen Ländern und jetzt mit der Fusion geschehen -, darf sich nicht wundern, wenn ihm diese Arbeitnehmer den Rücken kehren. Die christlichen Gewerkschaften haben zwar Zulauf, beklagen aber, daß diese Arbeitnehmer nicht alle zu ihnen finden. Das Vertrauen in Gewerkschaften ist verloren. Die christlichen Gewerkschaften vertreten die Mitgliederinteressen durch Mitarbeiter aus dem eigenen Betrieb.


 
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