© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/01 19. Oktober 2001

 
Zeitschriftenkritik: Volk und Staat / Junge Schar
Jungdeutsche Wiederbelebung
Claus-M. Wolfschlag

Einer Wiederbelebung der Gedanken Arthur Mahrauns fühlt sich der rührige „Jungdeutsche Bund e.V.“ verpflichtet. In der Weimarer Republik eine große konservative Bewegung gegen Parteienherrschaft und für eine basisdemokratische Umgestaltung des Staates, stellt der heutige Verein einen kleinen Bund engagierter Ehemaliger und einiger jüngerer Ideenfreunde dar. Die eigene Verbandszeitschrift heißt Volk und Staat und dient der Auseinandersetzung mit dem Ziel einer nachbarschaftlichen Staatsgestaltung. Das vierteljährlich gedruckte und übersichtlich gestaltete Periodikum löste die Politische Nachbarschaft als Mitteilungsorgan ab.

Grundsatzartikel bestimmen den Inhalt. So plädiert Jürgen Schroeder für die Anreicherung der Demokratie mit plebiszitären Elementen, für parteipolitische urd religiöse Neutralität, um eine handlungsfähige demokratische Gemeinschaft der Deutschen herzustellen. Dirk Ufer mahnt eine schärfere Kontrolle der Massenmedien hinsichtlich ihrer jugendgefährdenden Wirkung an, fordert mehr soziale und kulturpolitische Verantwortung der bundesdeutschen Eliten. Bernd Bruschke stellt ausführlich den frühneuzeitlichen Staatstheoretiker Johannes Althusius vor, dessen Lehre eines „sozietären“ Föderalismus auf Gemeinschaften aufbaute, „wie sie das Leben schafft und von unten nachwachsen läßt“.

Als Untergruppe des Bundes existiert die kleine „Jungdeutsche Jugend“, primär eine bündisch ausgerichtete Wandergruppe, mit deren Zeitschrift Junge Schar. Das Blatt wurde nun auf DIN A4 gezogen, mit Fotos und einem Hochglanzumschlag versehen. Auch hier wird die jungdeutsche Idee in Theorieartikeln verbreitet, hinzu kommen bündische Liedtexte, Interviews, Kommentare zur kulturellen und politischen Situation und Berichte von eigenen kleinen Veranstaltungen, zum Beispiel einer Fahrt zum Schlageter-Grab.

Riskant ist der etwas unbefangene Umgang mit historischer Symbolik angesichts des wenig differenzierenden Zeitgeistes. Titel wie Volk und Staat oder Junge Schar, in denen mit militärischer Terminologie von „immer stärkeren Formationen des wachsenden Jugendheeres“ gesprochen wird, können jene verwirren, die nichts mehr von der historischen Gegnerschaft des patriotischen Jungdeutschtums gegen die NS-Herrschaft wissen. Dennoch sind die „Jungdeutschen“ durch Modernisierungen und eine in Angriff genommene Internet-Arbeit auf gutem Wege, sofern die Themen- und Autorenpalette erweitert wird.

Volk und Staat, c/o Jungdeutscher Bund e.V., Platanenweg 1a, 44143 Dortmund ( www.jungdeutsch.de )

Junge Schar, Zeitschrift für bündnische Jugendkultur, c/o Jungdeutsche Jugend, Postfach 10 05 27, 35335 Gießen ( www.jungdeutschejugend.de )


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen